Freitag (Tag 9):
Der Tag begann damit, dass ich supermotiviert „vegane Schuhe London“ googelte, drei Adressen rausschrieb, mir die Adressen auf Google Maps ansah, die Öffi-Verbindung dahin anschaute (und notierte) und dann hoch erfreut über meine Planung und Motivation und mein Engagement gegen 12 losmarschierte. Das war zwar schon kurz vor dem Mittag, aber ich dachte egal – ich finde schon was.
Tja.
Mit der U-Bahn bis Bethnal Green (nur eine Station), von dort Umstieg in die Overground wie von Google Maps vorgesehen – nur gibt es dort gar keinen Zugang zur Overground. Ich sah sie zwar fahren, aber es gab dort keine Station. Egal, also zu Fuß weiter. HereWeGo hatte ziemliche Schwierigkeiten, den Standort zu finden, fand dann schließlich irgendwas, schickte mich in eine Richtung, verabschiedete sich dann 20 Minuten später plötzlich – als die App wieder lief, zeigte sich, dass ich in die völlig falsche Richtung gelaufen war.
Da war es dann schon eins, ich hatte mega Hunger und musste mächtig aufs Klo. Deshalb in den nächsten Subway für ein Sandwich und Hash Browns, alles nicht lecker und mit vegan bin ich auch nicht sicher – immerhin etwas gegessen und nur 4,99. Dann weiter, jetzt in die richtige Richtung. Unter einem Parkhaus fand ich einen riesigen Sainsbury’s inkl. Café, wo ich immerhin einen Soja Latte bekam und endlich aufs Klo konnte.
Die Gegend war definitiv mies, ziemlich viel Verfall und Hässlichkeit. Abends hätte ich dort nicht allein unterwegs sein wollen. Immerhin war ich ziemlich sicher die einzige Touristin.
Bin im Regen (klar, dass es regnete) dann weitergelaufen und war um 2 Uhr dann endlich an der Adresse: Und dort gab es keinen Schuhladen, nicht mal ansatzweise. F*ck Google, kann ich da nur sagen. Der Schuhladen war nicht in der Kuh drin, das hätte mich schon misstrauisch machen sollen. Wahrscheinlich sind die Angaben bei Google einfach völlig veraltet.
Ich bin dann also in einen Co-op um die Ecke, dessen Angebot mir aber nicht gefallen hat, deshalb in einen kleinen Sainsbury’s Local, wo ich noch ein paar Sachen gekauft habe. Dann mit dem Bus bis zur nächsten Overground, mit der Overground zur nächsten Underground und dann heim. War um 4 daheim und ziemlich genervt von einem echt nicht erfolgreichen Tag. Aber immerhin: Mal die nicht so schönen Ecken Londons auch gesehen.
Am Samstag (Tag 10) habe ich mich um 12 mit Wendy und Rich am Bahnhof Old Street getroffen (faktisch wurde es halb 1, bis sie da waren, weil wegen Bauarbeiten einige U-Bahnen ausgefallen sind). Wir haben einen langen Spaziergang durch London vom Bahnhof Old Street Richtung Südwesten an der Themse entlang bis zum Bahnhof Waterloo gemacht. Mittagessen hatten wir in einem indischen Restaurant, Kaffee dann im Café im Nationaltheater (mit tollem Blick über die Themse).
Es war sehr schön, endlich mal wieder jemanden zu treffen und sich länger zu unterhalten. Irgendwie war nur meine Stimmung etwas gedrückt und die Stimmung insgesamt auch, die Nachrichten waren auch teilweise nicht so schön (Jobprobleme, weil es an der Uni finanzielle Kürzungen gibt, dann habe ich erfahren, dass Stefan schwer krank ist). Außerdem ist es mir irgendwie schwer gefallen, Englisch zu sprechen, sehr nervig. Mir sind die Wörter nicht eingefallen, ich hatte das Gefühl, ich habe einen doofen Akzent, habe mich verhaspelt… war frustrierend für mich. Na gut. Ist manchmal so und auch nicht schlimm. Trotzdem sehr schön, dass es geklappt hat (und die beiden sich Zeit genommen haben, bis 6 Uhr, wo sie dann wieder auf den Zug sind).
Abends habe ich dann noch kurz Gareth zum Geburtstag geschrieben, ich hoffe, dass er es gelesen hat.
Heute (Tag 11) war insgesamt ein doofer Tag und das ist schade, weil ich mich eigentlich drauf gefreut hatte. Ich hatte eigentlich geplant, mir die Parade zum chinesischen neuen Jahr anzusehen, hatte das dann aber vergessen, und darüber bin ich ganz froh, denn die Stadt war vermutlich extremst voll, außerdem hat es gegen Mittag ziemlich geregnet.
Stattdessen bin ich um 11 wieder nach Kensington gefahren, die Idee war, noch einmal ins Science Museum oder ins Natural History Museum zu gehen. Als ich dort ankam, war die Schlange vor beiden Eingängen so extrem lang, dass ich mich spontan für das Victoria & Albert Museum entschieden habe. Leider war es dort auch extrem voll, zum Glück wollten aber die meisten Leute in die Christian Dior-Ausstellung (warum, erschließt sich mir nicht), so dass ich dann, im dritten Stock angekommen, relative Ruhe vorfand.
Ich habe mich auf den Bereich Gold und Silber konzentriert, das war sehr beeindruckend – natürlich auch in vielen Beispielen sehr dekantent und protzig.
Ich wollte eigentlich noch weiter schauen, dachte aber mal, ich sehe mir erst im Café das Angebot an (es war schon 1 Uhr). Das Angebot war geradezu lachhaft nicht-vegan und natürlich gab es wieder eine Million Menschen, alle genervt und hektisch. Der Tiefpunkt war, als ich mich von einer Auslagentheke umdrehte und ein Riesenarsch hinter mir mit voller Wucht mit seiner Handkante gegen meinen Arm boxte – warum auch immer, ich war nicht so nah, dass ich ihn bedrängt hätte. Er ist dann auch gleich weggelaufen, die feige Sau, und ich war völlig perplex. Danach hatte ich die Schnauze voll von dem Drecksladen, habe meinen Mantel geholt und bin gegangen.
Draußen bin ich dann ein bisschen rumgelaufen, in Kensington gibt es sehr viele Cafés und Restaurants. Leider waren alle sehr, sehr voll. Schließlich habe ich die Kuh befragt und die hat mich dann zu einem Pizza Express geleitet. Das war eine gute Wahl, es gab Platz, Pizza und Pinot Grigio und Kaffee waren sehr gut und ich konnte mich wieder ein bisschen entspannen.
Danach bin ich noch eine Weile durch Kensington gelaufen, das Viertel ist schon sehr hübsch (wenn auch exorbitant teuer, Reichenviertel). Seltsam war, dass auf zwei Stadtplänen (an einer Bushaltestelle und auf einem Infoschild) ein großer Sainsbury’s eingezeichnet war, aber in der Realität war er nicht zu finden. Das fand ich sehr ärgerlich, aber irgendwann habe ich es aufgegeben – zum Glück, denn zufällig stolperte ich über einen großen Whole Foods Market, wo ich dann eine halbe Stunde verbrachte und einiges kaufte. Der Whole Foods ist wirklich riesig. Schön finde ich, dass man da einiges an Trockenwaren „in Bulk“, also lose kaufen kann. Und natürlich: knallevoll, trotz Sonntag um halb sechs…
Die U-Bahn war wieder megavoll, aber ich kam trotzdem glücklich um halb sieben nach Hause. War immerhin ein ganz versöhnlicher Abschluss für einen eigentlich richtig doofen Tag.