Ganz gute Nacht, durchgeschlafen bis kurz nach sechs, und: Aufgewacht mit Gesundheitsgefühl und ohne Kopfschmerzen!!! So gut. Ich blieb noch bis zwanzig vor sieben liegen und stand dann auf. Leise durch die Wohnung huschend, Katzenmaintenance und Küchenrunde im Flüstermodus, um den Liebsten nicht zu stören, der ausschlafen sollte. (Bis ich ihn irgendwann husten hörte.)
Ein Faschingskrapfen, um den Blutzucker einmal nach oben schnellen zu lassen, eine schnelle Tasse Tee, dann gingen wir duschen, der Liebste nahm eine Ibu (tatsächlich hustete er zwar, fühlte sich morgens aber etwas mehr unter den Lebenden), wir setzten unsere Masken auf und marschierten um kurz vor neun zur Grundschule im Stadtviertel, wo unser Wahllokal war. Ich war insgesamt so angespannt vor der Wahl, dass ich es schnell hinter mich bringen wollte, vor allem auch, solang wir beide noch in einem Zustand waren, dass wir aus dem Haus wollten. Ein zusätzlicher Vorteil: So früh war halt sonst noch fast niemand unterwegs, es gab also keine Schlange und wir kamen sofort dran (wir waren Nr. 36 und 37 in diesem Wahllokal, wurde mir auf Nachfrage mitgeteilt). Nach vier Minuten waren wir fertig und ich fühlte mich auf etwas irrationale Art erleichtert. Und beschloss, das Thema BTW jetzt erst einmal ein bisschen zu ignorieren bis zu den ersten Hochrechnungen.
Daheim dann erst einmal richtiges Frühstück (nicht mit Avocado, denn ich hatte zwar am Vortag eine für mich eingepackt, aber sie war leider noch komplett hart – seufz). Getoastetes Brot, fast unfallfrei, nur die ersten beiden Scheiben rauchten fröhlich vor sich hin, während der Liebste ins Sudoku versunken neben dem Toaster saß. Nun ja: Nichts, was man nicht abkratzen könnte. Dazu etwas Kaffee und etwas später noch ein Bienenstich-Berliner (bis jetzt mein Favorit, mit der Vanillepudding-Füllung sehr gut).
Der restliche Vormittag erwartbar geruhsam. Der Liebste zog sich aufs Sofa zurück, ich versank ein bisschen im Internet lesender- und schreibenderweise, sortierte dazwischen die Wäsche und wusch drei Maschinen durch. Draußen war es zwar immer noch mild (deutliche Frühlingsgefühle, schon seit Donnerstag, wo wir im Büro mal die Fenster geöffnet hatten, um die warme Sonne (!) reinzulassen), und ich hatte morgens wieder nur meine rote Jacke gebraucht, aber es war halt auch trübe und bedeckt und trug nicht dazu bei, die Laune zu erhellen. Oder irgendetwas anderes zu machen außer ein bisschen zu konsumieren.
Zum Mittagessen aßen wir beide das restliche Ofengemüse (der Liebste, fieberfrei, hatte auch Appetit) und außerdem zwei große Portionen Feldsalat, der am Mittwoch in der Kiste gewesen war und dringend gegessen werden musste. Sehr gut. Ich nahm mir noch den letzten Nougat-Berliner (der Liebste wollte nichts mehr und hätte sich sowieso nicht wehren können, ich war gesund und schneller) und Kaffee. Und setzte dann kurzentschlossen einen Plan in die Tat um, den wir schon seit drei Wochenenden vor uns herschieben: Ich buchte mir ein Auto und fuhr in die Nachbarstadt auf den Friedhof.
Sehr warm, ich machte während der Fahrt anfangs sogar das Fenster etwas auf. Dazu kam recht überraschend die Sonne raus, die Diesigkeit verzog sich und ich brauchte meine Sonnenbrille. Tatsächlich sehr angenehm, in die warme Sonne zu blinzeln. Dementsprechend war es auf dem Friedhofsparkplatz (Waldfriedhof, es schließt sich direkt ein Wander- und Naherholungsgebiet an) und auf den Wander- und Radwegen wahnsinnig voll (auf dem Friedhof auch einige Leute).
Ich hatte natürlich nichts mitgenommen an Gartengeräten, weil ich eigentlich nur die Weihnachtsdeko hatte einsammeln wollen, aber natürlich wäre es dann doch hilfreich gewesen. (Memo an mich: Immer Handschuhe und mindestens eine Schere mitnehmen, immer.) Ich räumte also einfach so mit den Händen verwelkte und vertrocknete Sachen ab, jätete ein bisschen, entfernte Blätter. Die ersten Tulpenspitzen schauten schon durch die Erde. Mal sehen, wie sich das Wetter entwickelt, aber ich denke, in den nächsten zwei oder drei Wochen sollten wir auf jeden Fall noch einmal hin und können dann schon frische Sachen einpflanzen.
Um fünf war ich wieder daheim und kam gerade rechtzeitig, um dem Liebsten dabei zu helfen, Howard im Erdgeschoss fahren zu lassen (das Wischen schenkten wir uns, aber wenigstens einmal durchsaugen). Ich fegte und wischte noch unten durch und hängte die letzte Maschine Wäsche auf und verschwand dann zum Kochen in der Küche. Da war es dann schon sechs, und während ich also Gemüse für einen großen Pott Linseneintopf schnippelte, schaute der Liebste das Wahlstudio und hielt mich über die ersten Hochrechnungen auf dem Laufenden. Und ich sag mal so: Wirklich unerwartet war das jetzt nicht. Aber die Hoffnung, dass vielleicht doch die vielen Demonstrationen, die Appelle, die Aktionen „für die Demokratie“ irgendetwas gebracht hätten, die war halt dann irgendwie doch da. Aber es ist, wie es ist: Wir werden (…wieder) einen stockkonservativen Kanzler haben und die Faschos als zweitstärkste Kraft im Parlament. Und ich sehe wirklich schwierige Zeiten auf uns zukommen.
Und mit diesen trüben Gedanken machten wir die Nachrichten aus und zogen uns mit einer Portion Linseneintopf durchs Sternentor zurück.