Um halb sechs wachte ich auf und fühlte mich erstaunlich gut. Blieb noch liegen bis Viertel vor sieben (also quasi den halben Tag) und stand dann auf. Keine Kopfschmerzen, kein Schlappheitsgefühl, und vor allem tat der Arm fast gar nicht mehr weh – vielleicht war mein Immunsystem durch mit seiner Arbeit. Einziger Stimmungsdämpfer war der Blick auf unseren schönen Garten: Er sah aus, als hätte jemand mit einem Stock auf ihn eingeprügelt. (Das trifft es ja auch mehr oder weniger.)
Zum Frühstück aßen wir das letzte Brot, zunächst mit Erdnussbutter, dann machte der Liebste die vegane „Teewurst“ von der Rügenwalder Mühle auf, die auf diversen YouTube-Kanälen so hoch gelobt worden war. Die Rügenwalder Mühle als einer der größten deutschen Fleischproduzenten hat ja seit einigen Jahren eine große vegane Initiative gestartet (sehr zur Aufregung des konventionellen Fleischproduzenten-Marktes) und man muss sagen: Was dort produziert wird, ist schon erstaunlich. Zwar nicht wirklich „öko“ (gesundheitlich kommen die Sachen wohl ganz gut weg), aber geschmacklich wirklich lecker, so wie wir gehört hatten. Für mich ist das eher nichts, ich habe wenig Interesse daran, Fleischimitationen zu essen. Aber es ist schon ein starkes Argument, dass man ohne auch nur die geringsten Abstriche weiter seine „Wurst“ essen und dabei viel klimafreundlicher unterwegs sein kann (selbst wenn einem die Tiere scheißegal sind und man auf bio keinen Wert legt).
Nun ja. Wir hatten auf jeden Fall die Teewurst gekauft und probierten sie jetzt aufs Brot. Ich fand sie in erster Linie sehr, sehr salzig, der Liebste fand sie sehr gut. Ich bin natürlich, mit über 30 Jahren ohne Fleischprodukte, eher nicht die Zielgruppe des Produkts. Wer weiß, vielleicht kaufen wir sie sogar mal wieder.
Ab neun am Schreibtisch und Vorbereitung auf den Tag, dann gleich um zwanzig nach ein Zoom-Call mit der Chefin. Es gab einen „Spezialfall“ unter unseren Teilnehmenden, den wir besprechen mussten, weil der Auftraggeber auf mehreren Ebenen involviert war und das Ganze eine politische Dimension hatte. Anstrengend, weil intransparent und unnötig verkomplizierend.
Anschließend Unterrichtsvorbereitung für den Abend und einige administrative Sachen – da wenig akute Probleme anstehen, konnte ich Stück für Stück meine ToDo-Liste abarbeiten. Sehr gut.
Zum Mittagessen um halb eins die zweite Hälfte der Spontan-Nudeln vom Vorabend, als Nachtisch die letzten Erdbeeren mit Soja-Kokosjoghurt mit Vanille und Nüssen. Nach dem Espresso ein Nickerchen auf dem Sofa, dann setzte ich noch schnell einen Brotteig an, ab zwei war ich wieder am Schreibtisch.
Am Nachmittag unspektakuläre administrative Sachen und viele, viele Mailwechsel – ich wäre so sehr dafür, dass wir als Kolleg:innen Discord als Chatprogramm nutzen, aber davon kann ich wohl nur träumen. Eine organisatorische Aufgabe ergab sich daraus, dass ein Kollege jetzt seine Prüferlizenz erhalten hat und gern prüfen würde, bei den nächsten Prüfungen aber entweder die Prüferplätze schon vergeben sind oder er nicht prüfen darf, weil er Teilnehmende aus dem Unterricht kennt, alternativ könnte er die Prüfungsaufsicht übernehmen, die aber eigentlich auch schon organisiert ist, wobei eine Kollegin einen Tag abgeben könnte, dann eine halbe Stunde später die Information von derselben Kollegin, dass sie am zweiten Prüfungstag jetzt spontan einen Impftermin bekommen hat (Yay!) und deshalb diesen Tag auch gern abgeben oder tauschen würde, aber natürlich nur, wenn der Kollege das auch übernehmen könnte, ansonsten würde ich einspringen, und…
Am Ende passte alles und alle waren zufrieden, aber es kostete uns geschätzt eine Stunde, das per Mail zu organisieren und einzuruckeln. Discord, wie gesagt. Aber vielleicht bin ich da auch zu optimistisch.
Der Unterricht am Abend machte Spaß, ich hatte als Thema eine kreative Schreibaufgabe und die Leute hatten tolle Ideen. Ich war vorher etwas nervös gewesen, weil ich nicht wusste, ob meine Unterrichtsplanung funktionieren würde, aber es klappte alles prima. (Habe ich schon erwähnt, dass wir tolle Leute bei uns in den Gruppen haben?)
Direkt nach dem Kurs allerdings schien mein Energielevel aufgebraucht zu sein, ich fühlte mich fast schlagartig wieder abgeschlagen und kränklich und mein Arm begann richtig, richtig weh zu tun. Nicht überraschend am zweiten Tag nach der Impfung, aber trotzdem doof. Draußen hatte sich das mittlerweile übliche Abendgewitter zusammengebraut, es goss wie aus Eimern und meine Laune sank rapide. Der Liebste war am frühen Abend im Vereinsheim gewesen, um nachzusehen, wie sehr der Regen vom Vortag den Räumen zugesetzt hatte (leichter Wasserschaden, aber nicht dramatisch), er schaffte es gerade so, in einer kurzen Regenpause trocken wieder nach Hause zu kommen.
Zum Abendessen machten wir eine riesige Schüssel Blattsalat mit geschnittenem Rote Bete-Grün, Gurke, Petersilie und Paprika (sehr grün, sehr öko, sehr gut), dazu briet der Liebste „Gemüsestäbchen“ an, die wir im Edeka entdeckt hatten und die von der Form her wohl an Fischstäbchen erinnern sollten. Sie schmeckten in erster Linie nach Panade und Öl und waren so gesehen schon lecker, denn wenn man es in Panade wickelt und in einer Tonne Bratöl frittiert, schmeckt alles gut, auch Pappkarton oder alte Stiefel. Ich müsste das jetzt nicht unbedingt noch einmal kaufen, der Liebste war begeistert – mal schauen.
Nach dem Essen wollte ich dann früh ins Bett, wir schafften noch eine Folge TNG, bei der zweiten war die Konzentration schon aufgebraucht und ich brachte mich und meinen fies schmerzenden Arm nach oben.