Es wird immer kälter nachts, die „Herbst“-Decke zusammen mit einer Wolldecke wird nicht mehr lang reichen. Nichts Neues am Morgen: Sehr dunkel, kalt, ziemlich müde. Immerhin Aussicht auf ein Wochenende ohne Arbeit. Nach einem Porridge zum Frühstück ging der Liebste um halb neun aus dem Haus und ich an den Schreibtisch.
Unspektakulärer Vormittag, ich hatte einen Einzelunterricht und kümmerte mich ansonsten um administrative Sachen, arbeitete mit der neuen Kundenverwaltung und schrieb gefühlt 50 Mails. Währenddessen war ich ständig mit einer halben Gehirnzelle unten im Wohnzimmer, wo der Kater schlief: Für den Nachmittag stand ein Tierarztbesuch auf dem Programm und ich war ziemlich, ziemlich nervös. Gegen elf verschwand er für eine Runde in den Garten und ich nutzte die Gelegenheit, um die Transportbox auszuwischen und im Arbeitszimmer des Liebsten parat zu stellen. Dann noch etwas Arbeit bis eins, mittlerweile war der Kater wieder aus dem Garten zurück und schlief, also schlich ich mich nach unten und stellte an der Katzenklappe das Drehrad auf Lock. Voll fies, er merkte aber gar nichts davon (noch nicht).
Ein kurzes Mittagessen (zweite Hälfte Satay Nudeln, ziemlich trocken und mit etwas zu viel Erdnussbutter), dann arbeitete ich noch ein bisschen bis halb drei und ging dann los, um das Auto vom Stellplatz zu holen.
Der Verkehr war eine absolute Katastrophe – vermutlich für erfahrene Berufspendler ein normales Ausmaß, aber ich bin das wenig gewöhnt und war maximal genervt von den Massen. Schon im Parkhaus gab es einen Rückstau, von der Bundesstraße ganz zu schweigen. Immerhin waren die Leute alle nett, ich wurde quasi an jeder Einmündung und Linksabbiegerkreuzung reingelassen. Trotzdem sehr anstrengend. (Meine Güte, war das schön während des Lockdowns.)
Daheim dann das große Katzendrama: Den Kater in die Kiste packen. Der Liebste hatte leider am Nachmittag einen Termin bis drei und schaffte es deshalb nicht rechtzeitig nach Hause, ich war also auf mich allein gestellt. Eines muss ich unserem friedlichen, freundlichen, netten Kater lassen: Er war keine Sekunde lang aggressiv, nur maximal verwirrt, warum ich ihn nicht raus ließ (dass die Klappe nicht mehr funktionierte, hatte er schon bemerkt, als ich zurückkam) und stattdessen hochhob und durch die Gegend trug. Vor der Transportbox verwandelte er sich dann in eine Art Flüssigkeit und rutschte mir durch die Finger und Arme weg nach hinten durch. Dann Galopp in eine Zimmerecke, dort beleidigtes Miauen, und wieder von vorne. Immerhin musste ich ihn nicht durchs Haus jagen, er blieb sitzen, als ich kam, vermutlich fassungslos über so viel Übergriffigkeit. Im vierten Anlauf hatte ich endlich den richtigen Griff (Vorderkörper mit dem rechten Arm umfassen und festhalten, hintere Pfoten beide mit der linken Hand festhalten und dadurch Beine und Hintern in die Kiste bugsieren und nach unten drücken, dann mit der rechten Hand den Vorderkörper und Kopf nach unten bringen und die Klappe wirklich sehr, sehr schnell zumachen).
Die größte Herausforderung war damit schon geschafft und ich schweißgebadet, ich holte noch den Impfpass, trug den Kater ins Auto und fuhr los. Das Autofahren einmal quer durch die verstopfte Innenstadt war im Gegensatz dazu dann eher Pillepalle. Mal abgesehen vom permanent protestierenden Kater in der Kiste (Autofahren findet er sowas von blöd).
Sehr pünktlich war ich da und musste auch nicht lang warten. Der Kater hatte sich, kaum waren wir aus dem Auto draußen, mit seinem Schicksal abgefunden und lag relativ entspannt mit untergeklappten Pfötchen in der Box – auf dem Behandlungstisch musste man ihn etwas zum Rauskommen überreden.
Die eigentliche Untersuchung ging dann recht schnell. Die Tierärztin entdeckte logischerweise gleich die Milbenkrusten hinter den Ohren und gab mir ein neues Mittel gegen Herbstgrasmilben mit, außerdem Entwurmungstabletten (nicht dass uns was aufgefallen wäre, aber soll man eigentlich regelmäßig alle drei Monate was geben, vorausgesetzt das Tier lässt sich bereitwillig Tabletten verabreichen, LOL, we’ll see), dann noch die obligatorische Impfung. Außerdem schaute sie ihn natürlich grundsätzlich an und hatte dann ganz, ganz, ganz schlechte Nachrichten: Unser Kater ist, nun ja, wie soll ich’s sagen…? Turns out, morgens Frischfutter, dann den ganzen Tag über ein Trockenfutterangebot und dann abends nochmal Füttern ist wohl zu viel, und der alte Spruch „Freigängerkatzen werden nicht dick“ gilt auch nur bis zu einem gewissen Alter. Das unser Kater schon überschritten hat. Genauso wie eine gewisse Gewichtsgrenze, wie die Waage dann bewies. (Nicht dass ich wirklich überrascht gewesen wäre: Dass man bei unserem Kater schon seit einiger Zeit keine richtige Taille mehr erkennen kann, lässt sich nicht abstreiten.) Auf jeden Fall müssen wir jetzt die Futterzeiten auf morgens und abends reduzieren und vor allem auch das Trockenfutter und überhaupt sollen wir nicht so nachgiebig sein, wenn er jammert. Das wird super.
Mit diesen schlechten Nachrichten im Gepäck fuhr ich wieder nach Hause und berichtete erst einmal dem Liebsten, während der Kater sich in den Garten zurückzog, um über die Ungerechtigkeit der Welt nachzudenken. Dann arbeitete ich noch für anderthalb Stunden (bereitete in erster Linie Unterricht für die kommende Woche vor) und fuhr um halb sechs den Rechner runter.
Das Wochenende läutete ich erst einmal mit einer Runde Yoga ein (der Freitags-Yogakurs fiel an diesem Tag aus, weil die Yogatrainerin selbst auf einem Retreat ist, also schaute ich bei Adriene vorbei: Tag vier, Listen). Ich war sehr entspannt und gut gelaunt: Arbeit für die Woche fertig und ganz gut gelaufen, der Liebste schon daheim und, vor allem, den Tierarztbesuch gut hinter mich gebracht. Wenn die Katze zum Arzt muss, bin ich wirklich tausendmal nervöser, als wenn ich selbst einen Arzttermin habe. Zum Glück ist unser Kater grundsätzlich gesund. (ZUM GLÜCK.)
Als Abendessen hatten wir auswärts geplant, auch wenn der Liebste anfangs nicht so motiviert war (seine Nebenhöhlen plagen ihn zurzeit wieder ziemlich). Wir rafften uns dann aber doch auf und gingen in ein Restaurant im Zentrum, das ein bisschen albern auf schicke Großstadtbar macht, aber ein ganz ordentliches veganes Angebot hat (und vor allem mit professionell ausgebildeten Leuten einen guten Service). Wir wurden nicht enttäuscht: Als Vorspeise teilten wir uns einen Antipasti-Teller mit gegrilltem Gemüse, dazu jeder ein Glas Crémant. Zum Hauptgang hatte der Liebste dann eine Bowl und ich einen Beyond Meat-Burger. Beides sehr, sehr gut, nur der Burger war mir so ungefähr ab der Hälfte einfach zu „fleischig“ – ich bin einfach nicht die Zielgruppe, von mir aus müssen die Sachen überhaupt gar nicht nach fettigem Fleisch schmecken, vielen Dank. Das heißt aber im Endeffekt nur, dass Beyond seinen Job gut macht.
Als Getränk zum Hauptgang nahm der Liebste einen Sauvignon Blanc, ich wollte eigentlich einen Grünen Veltliner bestellen, von dem die Kellnerin mir lustigerweise aber abriet (etwas verwirrend für mich, Grüner Veltliner ist normalerweise mein Lieblingswein). Sie brachte mir den Veltliner zum Probieren und außerdem als Alternative (ihre Empfehlung) einen Wiener Gemischten Satz, für mich etwas ganz Neues. Aber sehr überzeugend, ich blieb dabei. Die Österreicher können schon sehr guten Wein machen.
Um halb neun waren wir (nach einem Espresso) mit dem Essen fertig (und unser Geldbeutel ziemlich leer) und machten uns pappsatt auf den Heimweg, beide sehr zufrieden. Daheim empfing uns der Kater, der das Tierarzttrauma gut überwunden zu haben schien und bei uns auf dem Sofa einschlief, während wir noch auf der Raumstation vorbeischauten und schließlich eine Stunde später (!!) als üblich ins Bett gingen.