Auf der Dachterrasse – Sonntag 12.6.2022

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Nach dem langen Abend auf der Dachterrasse schlief ich bis halb acht, also quasi den halben Tag. Angenehm kühler (aber nicht kalter) Sommermorgen mit wieder strahlend blauem Himmel. Der Liebste war schon aufgestanden und arbeitete, er musste die Stunden vom Freitag mit Internetausfall nachholen. Ich machte erst einmal einen Tee, brachte die Bodensee-Familie auf den neuesten Stand (naja, Teile davon) und räumte ein bisschen in der Küche herum. Außerdem sehr zufriedene Blicke in Richtung Dachterrasse und Balkon: Wie groß der Unterschied ist, wenn das Unkraut zwischen den Platten weg ist!

Der Tag gestaltete sich ausgesprochen erfolgreich, auf irgendwie merkwürdige Art und Weise: Wir machten den ganzen Tag Haushaltskrams, aber irgendwie immer so mit Rumliegen und Erholen abgewechselt, dass es sich gar nicht richtig wie ein Arbeitstag anfühlte, im Gegenteil. Ganz praktisch gelöst.
Großes englisches Frühstück (endlich wieder gebratene Tomaten zu Toast und Pilzen dazu), dann machte der Liebste eine Kanne Tee und wir widmeten uns ausführlich der Zeitung. Anschließend duschen – als ich aus dem Bad kam, hatte die Sonne ordentlich Fahrt aufgenommen und wir spannten auf der Dachterrasse den Sonnenschirm auf und deckten die Balkonmöbel auf. Ich sortierte noch die Wäsche und startete eine Maschine, und dann schauten wir auf die Dachterrasse, auf die Sonne, auf die laufende Waschmaschine – und befestigten endlich, nachdem sie wochenlang herumgelegen war, eine Wäscheleine auf der Dachterrasse. Die Haken sind dort schon immer an der Wand, aber die ursprüngliche Wäscheleine ist seit Urzeiten verschwunden. Nun kommen sich Wäscheleine und Sonnenschirm etwas in Konflikt (er ist höher, wenn er aufgeklappt ist, aber man könnte ihn nicht mehr öffnen und schließen), deshalb befestigten wir die einzelnen Leinenabschnitte so mit Ösen und Schlaufen, dass sie abzunehmen sind. Mal sehen, ob sich das bewährt oder ob wir innerhalb kürzester Zeit ein Leinenchaos haben.

Auf jeden Fall verbrachte ich dann den Vormittag mit Buch im Liegestuhl auf dem Balkon, vom Liebsten mit Wasser und Erdbeeren versorgt. Und als die erste Maschine Wäsche fertig war, hatte die Leine ihre Premiere und ich hängte wie eine brave Hausfrau der fünfziger Jahre die Wäsche draußen auf.
Das Lesen auf dem Balkon fühlte sich zwischen und unter Wäsche lustig an, ein bisschen als wäre man in einem Zelt. Die Wäscheleinen decken aber nur einen Teil der Dachterrasse ab, man kann sie also gut trotzdem nutzen. Und natürlich, bei ordentlich Sonne, wurde die Wäsche sehr schnell trocken. Der Liebste war begeistert, legte die erste Ladung zusammen und freute sich. Wir wuschen im Lauf des Tages insgesamt vier Maschinen, das war die komplette Wäsche, und nur die letzte Ladung hängte ich dann unten in der Waschküche auf, der Rest fand oben Platz und trocknete innerhalb eines Tages. Sehr praktisch.

Zum Mittagessen brieten wir Maultaschen in der Pfanne an, mit geschmälzten Zwiebeln und einem Tofu Scramble. (Beim Tofu Scramble stellten wir fest, dass unser Kala Namak bald aus ist – das ist eins unserer ersten so richtig „veganen“ Produkte, damals – 2013 – noch im veganen Versandhandel bestellt. Mittlerweile hat es der Alnatura und der große Supermarkt auch.)
Mittagessen ebenfalls draußen, wir hatten 30°, aber es ging ein leichter Wind und war ausgesprochen angenehm. Im Gegensatz zum Haus, wo wir die Fensterläden zu machten und es recht bald ziemlich stickig wurde. Zum Nachtisch hatten wir einen Kaffee und eine Charentais-Melone, die wir aus dem Alnatura mitgenommen hatten. Ich bin ja nicht so ein Melonenfreund, aber so ein paar Mal im Jahr geht das schon. In erster Linie bin ich seit meiner Kindheit wassermelonengeschädigt, diese klebrige Süße, die Sauerei überall, und dann die Kerne… Es gab aber, soweit ich mich erinnern kann, früher keine anderen Melonen (wir hatten ja nichts), und es war eine Entdeckung der Erwachsenenzeit, dass Galia- oder Charentais-Melonen eigentlich ganz okay sind.

Und so verging der Nachmittag: Wir waren auf der Dachterrasse, verrückten die Stühle immer so, dass wir gerade im Schatten waren, der Liebste schaute ins Grüne oder schlief, ich las in meinem Buch, und von Zeit zu Zeit hängten wir Wäsche auf oder ab. Irgendwann brachte ich Putzen ins Gespräch, worauf der Liebste oben ein bisschen zu fegen begann, und weil er gerade dabei war, putzte er auch die Badewanne, und dann war er schon so schön mittendrin und wischte einmal im Haus durch. Ich kam mit dazu, putze das Bad oben fertig und wischte Staub, und plötzlich hatten wir das Putzen erledigt. Und anschließend, weil es gerade so gut passte, las ich meinen Krimi zu Ende (der vierte Band der Duval-Reihe von Christine Cazon, in dem Buch ist auch gerade Juni und alle sitzen in der Sonne, wie passend).

Gegen sechs gingen wir rein. Am Horizont zeigten sich Richtung Schwarzwald ein paar Gewitterwolken, von etwas Wind abgesehen passierte aber erst einmal nichts, die Wäsche konnte in Ruhe trocknen. Ich rief einmal bei meinem Bruder in der Schweiz an, der ebenfalls gerade bei schönstem Wetter bei sich daheim auf der Dachterrasse saß. Dann machten wir den Wochenplan für die kommende Woche, und schließlich gemeinsames Kochen: Der Liebste hatte sich Zucchini-Lasagne gewünscht, nach einem Klassiker-Rezept von Justin Moore. Etwas blöd, bei diesem heißen Wetter den Ofen laufen zu lassen, aber oh well.

Sehr gutes Essen auf jeden Fall, und sehr reichlich, es blieb genug zum Einfrieren übrig. Wir machten dazu eine Flasche sizilianischen Grillo auf und setzten uns zum Essen natürlich wieder auf die Dachterrasse, wo die letzte Wäsche jetzt abgehängt war (drei Maschinen innerhalb eines Tages trocken geworden, wir waren ganz beglückt) und ich die Wäscheleinen schon wieder abgenommen und zusammengerollt hatte.
Essen konnten wir in Ruhe, erst beim Nachtisch, einer Schüssel Erdbeeren mit Schlagsahne, dachte die Regenwolke über uns, dass es jetzt mal genug wäre mit dem Sommerfeeling. Sie schickte uns vier dicke Regentropfen, genug für uns, um die Balkonmöbel leicht hektisch abzudecken und uns ins Haus zu verziehen. Kaum waren wir drinnen, hörte der Regen wieder auf. Also nahmen wir die Erdbeerschüsseln und setzten uns auf den Balkon. Der ist zwar deutlich kleiner als die Dachterrasse und außerdem im ersten Stock (und tagsüber nicht benutzbar, da in der prallen Sonne), aber für den restlichen Abend ging es super. Da blieben wir also, quatschten ausführlich, zündeten irgendwann eine Kerze an, nahmen uns etwas Zeit für uns und genossen den Sommerabend.
Ich wage es ja kaum zu schreiben, aber natürlich war seit Mittag das Internet wieder weg, und so nervig das ist, vor allem wegen der Arbeit, so spielte das vermutlich doch eine ziemlich wichtige Rolle dabei, dass wir einen superschönen Sonntag gehabt und trotzdem viel im Haushalt erledigt hatten und wir irgendwie über total viel Zeit verfügten. Internet ist halt doch ein Zeitfresser, man kann es nicht abstreiten.