Kleine Vorbemerkung wegen des Datums: Seit genau einem Jahr herrscht Krieg in Europa, und ich machte nichts, um den Tag in irgendeiner Art und Weise zu „begehen“ – die Jusos hatten wieder zusammen mit den anderen Jugendorganisationen der meisten Parteien zu einer Kundgebung am Nachmittag aufgerufen, aber wir hatten ja Prüfung und ich hatte unmöglich Zeit zu gehen. Dann fiel mir aber ein, dass wir am Tag davor in der Prüfung zwei Ukrainerinnen gehabt hatten, eine davon hatte ich im Vorbereitungskurs intensiv auf die Prüfung vorbereitet, und in den Wochen davor hatten wir noch mehr in den Kursen gehabt (teilweise durch diverse Gruppen oder auch private Spenden finanziert), und das sind alles junge Leute, die jetzt wenigstens, bei der ganzen Scheiße, die in ihrem Land gerade passiert, eine Chance haben, hier ihre Ausbildung zu nutzen oder an die Uni zu gehen und wenigstens nicht im völligen Stillstand zu sein. Und auch wenn das mein Beruf ist und kein Ehrenamt, ist das nicht nichts.
(Und wie merkwürdig, dass ich immer noch ein schlechtes Gewissen habe, dass ich mich für meine Expertise und Arbeitsleistung bezahlen lasse – wohl kein Arzt, keine Programmiererin, kein Redakteur würde sich schlecht dabei fühlen, wenn er für seine Arbeit bezahlt wird. Ich habe allerdings oft genug von anderen Leuten die Erwartung zu spüren bekommen, dass meine Arbeit ja wohl ehrenamtlich sei, denn „richtige“ Arbeit sei das Unterrichten ja nicht. (Fun Fact: Nein, kann nicht jeder.) Meine Kollegin wurde allen Ernstes mal von einem Kunden an ihrem Arbeitsplatz vor dem Rechner sitzend gefragt „und was machen Sie beruflich?“ Ja, gesellschaftliche Wertschätzung spielt eine Rolle in der Arbeitswelt.)
Gestern noch hatte ich dem Liebsten gesagt, wie angenehm ich es fand, seit dem Covid-Superinfektion-Superinfektion-Superinfektionsjahr 2020 keine einzige Erkältung mehr gehabt zu haben und dass ich mir sehr gut vorstellen kann, in größeren Menschengruppen (Bus und so) einfach ab jetzt für immer das Maskentragen beizubehalten, weil ich auf grippale Infekte nämlich sehr gut verzichten kann. Und in der Nacht wachte ich dann mit Halsschmerzen auf. Hurra. Hatte etwas die Hoffnung, dass sie nur durch zu wenig Trinken und trockene Luft in der Nacht kamen, aber ich konnte sie dann nicht „wegtrinken“, am Morgen waren sie immer noch da. Außerdem fühlte ich mich malade, der Kopf tat leicht weh (vielleicht aber auch durch die total schlechte Nacht bedingt). Und keinen Test daheim, ich musste also in die Arbeit fahren und mich dort testen (und bei negativem Test mit Maske da bleiben, wir hatten nämlich wieder eine Prüfung und ich wollte die Kollegin nicht allein lassen).
Also schnelle Dusche, früh aus dem Haus, Stopp beim Viertel-Lieblingsbäcker für ein Frühstück auf die Hand und ab acht im Büro. Dort begrüßte ich die Kollegin, wir beide mit Maske, und als erstes testeten wir uns gleich – beide negativ. Puh. Angeschlagen fühlte ich mich aber trotzdem, wie ein leichter Infekt, das sollte auch den ganzen Tag nicht mehr weggehen.
Den Vormittag über war die Kollegin in der Prüfungsaufsicht und ich hatte daher drei Stunden, wo ich konzentriert ein paar wichtige Dinge wegarbeiten konnte: Endlich den Posteingang fast leerarbeiten, kommende Prüfungen organisieren (nächste Woche Kairo und dann die Wochen danach – insgesamt 6 Prüfungstermine im März), dazu dringend zu machende Korrekturen. Tatsächlich kam ich gut voran und hatte um zwölf, als der schriftliche Teil der Prüfung vorbei war, einen großen Teil des Berges weggeschafft.
Gemeinsame Mittagspause mit der Kollegin (ein bisschen Small Talk – mag ich ja nicht so, aber andererseits hat das halt schon auch seine Berechtigung) und der zweiten Hälfte Linsen und Spätzle (die frischen Spätzle hatte ich direkt aus der Packung oben in die Glasschale auf die Linsen gelegt und alles dann in der Mikro warmgemacht, funktionierte 1A). Räume richten, und ab zwanzig nach eins war ich dann in der Aufsicht für die Vorbereitung der mündlichen Prüfung. Ich schlauer Mensch hatte mir einen Laptop mit in die Aufsicht genommen und konnte so wenigstens ein bisschen nebenher arbeiten, wenn natürlich auch nur mit halber Kraft und der Konzentration bei den Prüflingen, klar, Prüfungssicherheit gewährleisten und so.
Um halb vier war die Prüfung vorbei und ganz okay gelaufen (ein paar Leute hatten es nicht geschafft, das war zu erwarten gewesen, aber trotzdem schade – die schriftlichen Ergebnisse haben wir allerdings noch nicht). Direkt anschließend schneller Kaffee und ein Zoom-Meeting mit dem Kairo-Kollegen. Nicht über Teams, weil Teams seit dem Morgen wieder rumzickte und mir das Anmelden verweigerte (über den Browser ging es, aber über die App halt nicht). Was ein bisschen lustig ist, weil ich nächste Woche einige Termine Einzelunterricht über Teams habe, auf Wunsch der Kunden, die so ein bisschen Business-Kasper sind und sich eine Welt außerhalb von Teams schlecht vorstellen können. (Absichtlich nicht gegendert.) Ist ja auch praktisch, wenn es halt läuft. (Um ehrlich zu sein, hatten mir beide Zoom als Alternative vorgeschlagen, nur waren sie halt „an Teams gewöhnt“ und überhaupt „die praktische Terminfunktion“ und so. Nun ja.)
Meeting bis halb fünf, und im Lauf des Meetings stellten wir fest, dass ein sehr wichtiger Punkt für die Kairo-Prüfungen nächste Woche nicht geklappt hatte, genauer gesagt die Implementierung der Prüfungen auf der Prüfungs-Plattform für das digitale Format. Was blöd war, denn ohne Plattform keine Prüfung, haha. Wir schrieben also an den Prüfungsanbieter und verabschiedeten uns ins Wochenende.
Zumindest beendeten wir das Meeting, ich verabschiedete Kollegen und Kollegin, holte mir eine heiße Zitrone (Hals tat immer noch weh) und begann endlich damit, die Daten der Teilnehmenden zu bearbeiten, in ein lesbares Format zu bringen (wir hatten die Daten per Excel aus Kairo bekommen, aber da gibt es irgendwelche Formatierungsprobleme, sodass ich die Tabelle leider nicht direkt hochladen konnte, sondern alles noch einmal händisch in ein leeres Template übertragen musste). Dazu alles kontrollieren, Pässe und Namensschreibungen und alte Zertifikate abgleichen, eine längere Mail an die Koordinatorin in Kairo formulieren (…und natürlich klappte dann der Versand nicht, sodass ich auf ihre private Mail-Adresse ausweichen musste), schließlich ENDLICH die Daten der Teilnehmenden hochladen… und um halb acht war ich fertig (natürlich schon seit Ewigkeiten die Letzte im Büro) und ging heim. Ohne Yoga im Übrigen, das an dem Tag ausgefallen war, gerade passend, ich hätte sowieso keine Zeit gehabt.
Der Liebste war auf einen zweiten Vorstandstermin in den Bastelverein verschwunden und hatte dieses Mal nicht gekocht (hatten wir so abgesprochen, es wäre sonst alles sehr stressig für ihn geworden). Ich machte mir also ein paar Nudeln mit tiefgekühltem Gemüse, Mandelmus und Currypaste, und nach dem Essen verschwand ich mit Buch unter der Decke aufs Sofa. Ich fühlte mich immer noch so leicht kränkelnd, Kopf und Glieder taten weh und der Hals sowieso, aber wirklich richtig krank war das noch nicht, ich hoffte, dass sich mein Körper wieder berappeln würde.
Und dazu trug eine Info des Kairo-Kollegen bei: der Prüfungsanbieter hatte geantwortet (SEHR schnell, wir waren positiv geschockt) und uns informiert, dass die Prüfungen nicht auf der Prüfungsplattform zu sehen waren, solang wir keine Teilnehmenden hochgeladen hatten. Und da ich ja dann abends hochgeladen hatte, waren die Prüfungen jetzt auch alle da, wo sie sein sollten. Das war eine sehr erleichternde Nachricht, bedeutete es doch, dass ich definitiv am Wochenende gar nichts arbeiten musste. Sehr gut. Ich las also ein bisschen, verzog mich irgendwann mit Wärmflasche nach oben ins Bett, und um kurz nach zehn kam dann der Liebste heim, der auch ein ganz gutes Vorstandstreffen gehabt hatte. Vom schmerzenden Kopf und Hals mal abgesehen war das ein ganz positiver Start in ein Wochenende auf dem Sofa. Und hoffentlich nicht im Bett.