Recht gut geschlafen, beim Aufwachen alles eigentlich prima bis auf die Tatsache, dass mir die verkratzten Arme ein wenig wehtaten, die Nase lief und meine Augen völlig verklebt waren. Ich hätte nach der Gartenaktion eventuell eine Allergietablette nehmen sollen oder wenigstens Augentropfen. Interessanterweise war mir das überhaupt nicht aufgefallen, während ich im Garten war, also kein Augenjucken oder Husten oder Ähnliches. Vermutlich war ich zu sehr im Moment absorbiert gewesen. Wirklich schlimm war es aber nicht, also nicht so, dass ich den Tag über hätte daheim bleiben wollen – wir hatten einen Tag draußen geplant, und das nahmen wir auch in Angriff.
Etwas holperiger Start. Zunächst ein ausgiebiges englisches Frühstück und eine schnelle Dusche, der Liebste briet zwei Seitandinger an und machte Toasties für unterwegs fertig, ich trug Sachen für den Rucksack heran. Dann eincremen, anziehen und insgesamt dreimal umziehen, weil ich es schwer fand, für obenrum die richtigen Klamotten zu finden (am Ende lief es auf ein einfaches weiß-blau gestreiftes Shirt heraus, das mir gar nicht so gefällt, aber einigermaßen bequem war (und es mir egal war, wenn ich es vollschwitzte). Schließlich die Handys wanderfertig machen:
Der Liebste hatte eine Tour herausgesucht, die sich an einer Tour aus Arndt Spieths Buch orientierte, aber nicht genau gleich war, dafür den großen Vorteil hatte, dass sie von einer Webseite stammte, die GPS-Daten fürs Handy zur Verfügung stellte. Da die Tour drei Dörfer weiter begann und die ÖPNV-Anbindung dort beklagenswert schlecht ist, hatte er noch eine Zubringer-Tour vom nächsten Vorort-Bahnhof bis zum Startpunkt herausgesucht. Eigentliche Tour und Zubringer zusammen waren ungefähr 15 Kilometer und damit eine etwas moderatere Streckenlänge als die letzten beiden Male. Ich lud mir auf jeden Fall die OSM-App (Open Street Map) aufs Handy und holte mir die GPS-Daten der Tour von unserer Cloud: Das funktionierte prima, beide Strecken sofort da und eingezeichnet (und offline verfügbar).
Größeres Gedöns hatte der Liebste dabei, sich eine Tageskarte für den ÖPNV (für den Zubringer-Zug) aufs Handy zu laden. Bei mir ging es recht problemlos, beim Liebsten hängte sich die App regelmäßig beim letzten Schritt auf. (Unsere Verkehrsverbund-App – vom Verkehrsverbund Naldo – ist konkurrenzlos die schlechteste Verkehrsverbund-App in ganz Deutschland, und ich hatte wirklich schon viele auf meinem Handy. Es ist ein unfassbares Trauerspiel.) Nach dem vierten Versuch gab der Liebste völlig entnervt auf und beschloss, sich die Karte am Automaten am Bahnhof zu holen.
Nun ja, und dieses ganze Gedöns führte natürlich dazu, dass wir eine Viertelstunde später aus dem Haus kamen als geplant und deshalb die Bahn um ein paar Minuten verpassten. Was normalerweise kein Problem gewesen wäre, aber seit einiger Zeit fährt die Bahn in diese Richtung sonntags nur noch stündlich (…Personalmangel, technische Probleme, Unvermögen, Desinteresse), und so standen wir also etwas doof da. Wir setzten uns in ein neues Café in Bahnhofsnähe, das wir sowieso schon länger hatten ausprobieren wollen (nette Einrichtung, guter Platz, Kaffee eher nicht so toll), und fuhren mit der nächsten Bahn, und da war es halt schon Viertel vor zwölf und recht warm.
Egal, endlich unterwegs, und alles in allem war es eine ausgesprochen schöne Tour. Die Zubringer-Strecke war zwar nicht so wirklich super, viel durch Wohngebiete, Industriegebiete, teilweise direkt neben der Landstraße, nur Asphalt, sehr heiß, und da es natürlich auch keine Schilder gab (war ja kein „richtiger“ Wanderweg), mussten wir quasi ständig das Handy in der Hand halten. Als wir am Ausgangspunkt der „eigentlichen“ Tour angekommen waren, wurde es aber schlagartig besser. Wir machten erst einmal Pause auf einer Bank auf dem Dorfplatz und aßen die Schnitzelbrötchen (es war Viertel vor eins und wir schon leicht schummrig vor Hunger, Frühstück schon lang her), dann mäanderten wir uns aus dem Dorf heraus in Richtung Waldrand. Kurz vor dem Waldrand ein Sportplatz, ein Vereinsheim, ein italienischer Pächter, Schwaben beim Lasagne-Essen auf der Restaurantterrasse, italienischer Schlager aus den Boxen: So, wie man sich das Dorfleben am Sonntagmittag halt vorstellt. Wir setzten uns natürlich dazu, tranken ein alkoholfreies Bier und einen (ausgezeichneten) Espresso danach, erschraken etwas über die Preise (mit Trinkgeld 16 Euro, naja) und gingen schließlich weiter in Richtung Wald.
Die eigentliche Wanderung war eine Rundtour um den Pfaffenberg (durch zwei weitere am Fuß des Hügels gelegene Dörfer) mit dem Märchensee auf der halben Strecke. Eine sehr schöne Tour, größtenteils im Wald, mit teilweise wunderbaren Wanderwegen (teilweise auch dämlichen Asphalt-Schneisen, offensichtlich können die Weinbergbesitzer dort nicht mehr auf Feldwegen fahren), zwar sehr heiß, aber trotzdem gut erträglich. Wir schauten uns den alten Steinbruch mit dem Märchensee an (im 19. Jahrhundert nach einem Gewitter-Starkregen über Nacht entstanden, seitdem nicht verlandet, weil er künstlich freigehalten und vermutlich auch gelegentlich aufgefüllt wird, schätze ich), ich fotografierte ein bisschen die Steinplatten, wir machten zwei weitere Pausen für Wasser und Kartoffelsalat, und alles in allem waren wir sehr zufrieden. Außer uns noch einige andere Leute unterwegs (der See ist ein beliebtes Ausflugsziel), aber es war nicht direkt überlaufen, man grüßte sich und ging sonst seiner Wege, alles prima.
Auf dem Rückweg ein zweiter Stopp in einem anderen Dorf in einem anderen Sportheim mit natürlich wieder einem italienischen Pächter, ein zweites alkoholfreies Bier, dann gingen wir zur Bahn, die nach sieben Minuten kam, und um halb sechs waren wir dann sehr verschwitzt und müde, aber ganz zufrieden wieder daheim.
Dort erst einmal kurz ausspannen, Kater füttern, dann den Schweiß abwaschen. Die geplante Lasagne zum Abendessen verschoben wir kurzerhand, stattdessen aßen wir den letzten Rest Kartoffelsalat und machten dazu noch eine große Schüssel gemischten Salat mit Tomaten, Gurke, Sonnenblumenkernen und Feto. Danach Erdbeeren mit Schlagsahne, und damit hatten wir dann auch genug Kalorien, genug Vitamine, genug Proteine, genug von allem, alles prima.
Den restlichen Abend erst einmal Russel Howards neues Netflix-Special (gefiel mir sehr gut, bei Russel Howard weiß man ja nie so richtig, aber das war sehr lustig), dann noch ein bisschen zu den Rookies. Wie ich kürzlich nachgelesen habe, gibt es mittlerweile fünf Staffeln, auf Netflix sind aber nur drei. Wir sind jetzt in der zweiten Staffel, das wird also ein bisschen doof in ein paar Wochen. Für jetzt passt es aber noch.