Medien in neu und alt, Dienstag 1.8.2023

Schon beim Aufwachen gegen sieben ziemlich kaputt gefühlt – draußen mal wieder etwas Blau am Himmel zu sehen und kein Dauerregen, und der Kopf bemäkelte das mit Schmerzen und Verspannung. Vermutlich wäre Bewegung und so gut gewesen, aber es wurde dann trotzdem ein Bummeltag. Nach etwas Hin und Her ging der Liebste zum Viertel-Lieblingsbäcker und holte uns Brötchen zum Frühstück (und Seele und Croissant und Brezeln und überhaupt eine Tonne Zeug). Dann Fußball, Portugal-USA (keine sehr souveräne Leistung der USA als Favorit, aber naja, sie sind weiter und Portugal ist raus) und danach China-England (sehr torreich – man sieht beim Frauenfußball halt schon noch, dass es zwischen den „großen“ Fußballnationen und den „kleinen“ Gegnern einen echten Klassenunterschied gibt und die Torfrequenz dementsprechend ist, aber keine Beschwerde von mir, es ist ausgesprochen unterhaltsam).

Zum Mittagessen machten wir, nach dem üppigen Frühstück, nur einen Sojaquark mit Ananas, Banane und Haselnüssen. Und ansonsten: nicht viel. Es klingelte einmal an der Tür und der Liebste bekam seinen neuen Ehering geliefert, den wir gleich mal ein bisschen bewunderten (ein bisschen zu glänzend, ein bisschen zu „flashy“, nicht ganz so, wie wir ihn uns vorgestellt hatten – das ist im Internet immer schwer abzuschätzen, aber egal, das mit dem Glanz wird sich nach ein paar Wochen Garten- und Garagenarbeit sowieso erledigt haben, und vielleicht sollte ich meinen mal polieren lassen). Und ich trieb mich ein bisschen online herum.

Es ist ja nun nämlich so, dass ich ja schon seit einigen Monaten quasi gar nicht mehr auf Twitter bin. Sowieso wurde ich mit dem Netzwerk nie so richtig warm, zunehmend nervten mich die Leute und der Tonfall, dazu war das alles ein großer Zeitfresser. Dann natürlich die Übernahme durch den durchgeknallten Milliardär und damit einhergehend der Abbau von sämtlichen Hate Speech-Vorkehrungen – das Netzwerk hatte für mich nichts Interessantes zu bieten. Dass der Name jetzt zu X geändert wurde (WTF), war dann nur noch so ein kleiner letzter Anstoß.
Ich ging also online (Online-Decluttering, so wichtig) und löschte meinen Twitter-Account (zunächst einmal wird er für 30 Tage nur ruhiggelegt, wenn man sich in dieser Zeit nicht einloggt, dann wird er gelöscht, kennt man von Facebook schon). Und dann überlegte ich ein bisschen und googelte ein bisschen und las ein bisschen, und schließlich legte ich mir einen Account bei Mastodon an und verbrachte dort ein paar Stunden: Einlesen, Prinzip kapieren, Leute zum Folgen finden. Sehr schön natürlich die wieder chronologische Timeline und der fehlende „gesponserte Content“ (aka Werbung). Etwas gewöhnungsbedürftig die Struktur mit den dezentralen Knoten. Ich bin jetzt bei nerdculture.de untergekommen (Nutzername @muse_and_ponder), mal sehen, ob es dabei bleibt oder ich noch den Knoten wechsele. Und überhaupt mal sehen, ob ich mit dem Mammut warm werde oder das auch wieder einschläft. Ich bin vermutlich nicht so wirklich der Typ für Social Media.

Um drei hatten wir beide genug Zeit vor unseren Laptops verbracht, also eine schnelle Dusche und dann eine Runde in die Stadt. Draußen war es überraschend warm geworden, angenehm, Sonne-Wolken-Mix, kein Regen. Mein Kopf war so halb okay, für einen Spaziergang ging es. Wir gingen erst einmal zum Lieblings-Altstadtcafé für einen Hafermilchkaffee im Freien (dort seit neuestem zwei kleine Sonnenschirme auf der winzigen Terrasse, sehr niedlich und großartig, wenn die Sonne ums Eck kommt), ein bisschen reden und dem Altstadt-Bach zusehen, der sich direkt unterhalb der Terrasse vorbeischlängelt. Und anschließend einmal in eine Buchhandlung, „nur mal gucken“ und „vielleicht haben sie ja schon Kalender“ (es ist ja schließlich schon August). Das lief dann auf zwei Kalender für mich heraus (einmal den Postkartenkalender fürs Arbeitszimmer, dieses Jahr in der Deutschland-Edition, einmal Terminkalender, Paperblanks in wunderschönem Design, ähnlich wie die letzten Jahre, aber in einem tollen Dunkelgrün). Und außerdem, Husthust, auf insgesamt acht Bücher, denn wer geht denn bitteschön in eine Buchhandlung und kommt ohne einen Bücherstapel wieder raus? Komische Leute. (Mein Tsundoku wird allerdings dadurch nicht gerade kleiner, wo ich doch gerade am Abbauen war.)

Um sechs gingen wir wieder nach Hause, mit kleinem Stopp beim Bäcker für ein Baguette. Daheim ging ich dann einmal durch das Gemüsefach für einen großen Topf Ratatouille (was passt besser als August-Rezept: Auberginen, Paprika, Zucchini, Buschbohnen, Tomaten, sogar frischer Knoblauch – alles aus der Region zu kriegen). Dazu das halbe Baguette, kein Wein (weil der Kopf immer noch ein bisschen zickig war, der Liebste hatte mich beim Kochen irgendwann abgelöst, weil ich  mich lieber aufs Sofa legen wollte mit wackeligem Kreislauf), aber drei Folgen vom guten Doktor. Der ja hoffentlich bald mal seine Beziehungen in den Griff bekommt, das ist ja kaum mit anzusehen, liebe Güte. Erste Staffel nähert sich dem Ende.