Um kurz vor fünf aufgewacht, weil mir eine alte, magere Katze mit der Pfote ins Gesicht tatschte. Genauer gesagt mit der Kralle ins Auge, was gar nicht mal so toll war (aber nichts passiert, außer dass ich dann halt wach und leicht genervt war). Wenigstens ließ er uns danach (nachdem erst der Liebste und dann ich ihn weggeschoben hatten) noch bis zum Weckerlicht schlafen und wartete brav, bis wir aufgestanden waren. Während der Liebste beide Kater fütterte, sah ich, dass unser Nasenkater erst aufs Sofa (dort die größte Portion, offensichtlich die Überreste einer Maus), dann auf den Kratzbaum und einen letzten Rest mitten ins Wohnzimmer gekotzt hatte. Also erst einmal sauber machen, Waschmaschine starten, Kratzbaum feucht abreiben und so etwas, und das noch vor dem ersten Tee. Man fragt sich manchmal, ob das mit den beiden Mitbewohnern so eine gute Idee war. Nicht dass wir da so ein wirkliches Mitspracherecht gehabt hätten (es fühlt sich manchmal eher so an, als würde unsere Wohnung unter akutem Katzenbefall leiden).
…da ich aber schon mit Ende zwanzig das heimliche Ziel gefasst habe, irgendwann als Crazy Cat Lady zu enden, bin ich auf einem guten Weg.
Ich ließ mir am Morgen ein bisschen Zeit mit Müsli, Zeitung, Tee, Dusche. Im Übrigen, Dusche, oder besser gesagt Badezimmer, und überhaupt alle Zimmer. Beim Aufstehen war es draußen richtig kalt, das Thermometer zeigte zwei Grad minus an, und das Haus war schon auf dem Weg, ordentlich auszukühlen (trotz neuer Doppelglasfenster und frisch isoliertem Dach verliert es relativ schnell Wärme). Im Wohnzimmer nur 18 Grad, im Bad nur 19, in meinem Arbeitszimmer ging es eher in Richtung 17 Grad – das war mir zu wenig, erst recht bei einem Homeoffice-Tag, wo ich sowieso immer die Tendenz zum Frieren habe. Wir überlegten erst, das Haus mit dem Holzofen warm zu bekommen, aber das funktioniert eigentlich nur fürs Erdgeschoss. Also machten wir schließlich, Mitte Oktober, die Zentralheizung wieder an. Bisschen unzufrieden, weil wir vor einem Jahr noch gedacht hatten, wir wären schon weiter mit Heizungsaustausch und PV-Anlage und überhaupt. Das ist nur leider alles komplexer als man so denkt.
Ab neun am Schreibtisch. Der Vormittag war nicht so ganz zufriedenstellend, weil mein Posteingang voll war mit lauter Mails, die komplexe Bearbeitungsschritte nach sich zogen. Und während ich mich um eine Mail kümmerte, kamen schon zwei weitere herein, so fühlte es sich zumindest an. Dazu noch ein Spontanmeeting mit dem Chef, Informationen herauszusuchen, und parallel fiel mir natürlich ein, dass ich für zwei Kurse noch dringende Korrekturen zu machen hatte. Der Vormittag war gut gefüllt. Ab zwölf dann Skandinavierkurs – als ich um Viertel vor zwei aus dem Arbeitszimmer kam, hatte ich gefühlt schon acht Stunden gearbeitet. Immerhin war der Kurs aber gut gewesen. (Bis auf die Tatsache, dass ich bei allen versehentlich die Kameras deaktiviert hatte, weil ich in den Sicherheitseinstellungen herumgespielt hatte, während sie in einer Breakout-Session waren, und mich beim Zurückholen wunderte, dass alle Videos schwarz waren.)
Mittagspause mit dem Liebsten, dem restlichen Zwiebelkuchen und noch etwas Quitten-Birnen-Crumble (Riesenportion, aber es hilft ja nix, das Zeug muss weg), einem Kaffee und ab halb drei wieder am Schreibtisch bis halb fünf: Meeting mit der Kollegin, viel Orgakrams, ein neuer Online-Einzelunterricht zur Prüfungsvorbereitung. Wirklich viel gearbeitet, aber so richtig zufrieden war ich mit meinem erreichten Pensum nicht. Naja.
Auf jeden Fall eine zweite kleine Pause, eine letzte Tasse Tee, und um zehn vor fünf ging ich aus dem Haus zu meinem Abendkurs (mit roter Jacke und auf dem Heimweg dann auch mit Schal, Herbstklamotten).
Der Kurs war dann ganz erfolgreich, auch wenn ich bei der Planung teilweise ein paar Längen hatte und wir uns an einem Punkt etwas blöd verhakten. Trotzdem gut. Präsenzunterricht macht halt einfach schon auch Spaß. Außerdem hatte ich den Raum gewechselt und musste mich deshalb nicht mehr über hakelige und blockierende Software aufregen – SO viel besser. Nach dem Unterricht etwas Nachbereitung, ein paar kleine Notizen zum anschließenden Kurs, um kurz nach halb acht endgültig Feierabend.
Auf dem Rückweg holte ich den Liebsten vom Bastelverein ab, wo er gerade mit der gekauften alten Drehmaschine beschäftigt war (Metallteile abschleifen und was weiß ich). Wenigstens einer von uns beiden hat Zeit für seine Hobbys. (Und fürs Einkaufen: Der Liebste hatte in seiner verlängerten Mittagspause den Wocheneinkauf erledigt. Montagmittag gute Zeit zum Einkaufen.)
Daheim schnelles gemeinsames Kochen, Penne mit Brokkoli, Pinienkernen, frischen Tomaten (es gibt noch regionale) und ein paar Borlottibohnen. Ich fand das Essen ein bisschen… lahm, der Liebste mochte es gern. Brokkoli wird schnell langweilig, wenn er in erster Linie gedünstet wird. Aber naja. Auf jeden Fall Sofazeit mit englischen Notfallsanitätern (wir haben die erste Staffel von Ambulance – Code Red fast durch, ein bisschen zu sehr auf Drama getrimmt für meinen Fall, aber halt trotzdem spannend, außerdem in Nordengland spielend, ständig sieht man das Queen Elizabeth Hospital in Birmingham, das ich in meinem Sabbatical 2019 auch gesehen habe, also von außen zumindest). Ich las parallel den Guardian leer und wir blieben tapfer auf und gingen erst um zwanzig nach zehn ins Bett. In knapp zwei Wochen ist Zeitumstellung, wir sollten also eher nicht noch früher schlafen gehen, als wir das sowieso schon tun. Sonst treffen sich meine Arbeitszeit und meine Bettzeit irgendwann komplett.