Recht gute Nacht, und als wir um kurz nach sechs aufwachten, waren wir natürlich ausgeschlafen und hatten halt einfach eine komplette Stunde geschenkt bekommen, und I’ve said it before, I’ll say it again: Ich bin SO ein großer Fan der Zeitumstellung. Hihi. Erst einmal marschierte ich durchs Haus und stellte sämtliche Uhren um, während der Liebste die Katzen fütterte (die uns auch hatten schlafen lassen, obwohl es natürlich schon unfassbar spät für sie war, also so gefühlt, was sie uns auch lautstark mitteilten, aber egal, Katzen meckern halt. Sie meckerten auch eine Stunde später und noch eine Stunde später und mittags auch.
Routinierter Sonntagmorgen mit englischem Frühstück, ich las das Internet leer, wir räumten Krempel aus dem Wohnzimmer weg, Harold saugte das Erdgeschoss, der Liebste wischte (auch das führte zu Katzengemecker, aber irgendwann gaben sie’s auf). Anschließend erledigte ich einen wichtigen Punkt auf meiner mentalen auf-jeden-Fall-an-diesem-Sonntag-Liste: Ich loggte mich bei der Bahn ein und kaufte ein Ticket für Berlin. Ohne Umsteigen und mit Sitzplatzreservierung, weil ich der Zuverlässigkeit der Bahn etwas misstraue (mittlerweile, leider) und ich die Fehlerquellen so weit wie möglich minimieren wollte.
Nachdem ich nun also das Ticket hatte, schrieb ich an Freund S eine Mail und teilte ihm die voraussichtliche Ankunftszeit mit, und weil ich schon dabei war, schaute ich noch nach meinen privaten Mails, genauer gesagt nach einer Mail meiner Krankenkasse, die mir mittlerweile schon die dritte Mail schrieb („Zweite Erinnerung!“), dass eine Information für mich in ihrem „Posteingang“ (=hinter meinem Login auf ihrer Webseite) bereitlag.
Turns out: Meine Krankenkasse macht sich nun auch ePA-fähig. Das ist ja ein Bereich, mit dem der Liebste ganz direkt beruflich befasst ist, ich zeigte ihm also gleich mal die Mail und er antwortete mir mit einem fröhlichen Konglomerat an Anekdoten, warum diese Krankenkasse erst jetzt ein ePA-Angebot machte, welche noch nicht, welche viel früher (was keine gute Idee war, weil sämtliche anderen Schnittstellen noch nicht so weit waren) und überhaupt, was bei uns gut lief (wenig) und welche anderen Länder elegantere Lösungen gefunden hatten (mehr oder weniger alle). Nun ja. Da ich ja durchaus ein digital lebender und technikaffiner Mensch bin, beschloss ich, mich und mein Handy also jetzt auf ePA einzustellen.
Puh, was für ein verkomplizierter Prozess. Schritt eins (nachdem ich die Nachricht gelesen hatte, wozu ich mich überhaupt erst einmal über meinen Laptop auf der Webseite einloggen musste): Ich lud mir die neue ePA-App meiner Krankenkasse aufs Handy und legte dort ein Benutzerkonto an (bzw. verband mich mit meinem bestehenden Benutzerkonto, das ich bei der Krankenkasse natürlich schon hatte). Für das (schon bestehende) Benutzerkonto benötigte ich eine PIN, welche mir über SMS aufs Handy geschickt wurde. Soweit, so gut.
Nicht mehr so ganz klar war mir, dass ich dann, nachdem ich eingeloggt war, Daten von mir auf die neue App herunterladen musste, und dazu brauchte ich einen „Aktiviercode“, den ich mit der normalen Krankenkassen-App, also nicht der ePA-Krankenkassen-App, denn es gibt zwei, warum, keine Ahnung, erstellen musste. Immerhin hatte ich irgendwann mal schon die normale Krankenkassen-App auf dem Handy installiert (das hatte ich ein bisschen vergessen, denn ich benutze sie eigentlich nie, sondern logge mich immer über den Laptop auf der Seite ein – die Oberfläche der normalen App ist nicht so schön gemacht). Den Aktiviercode fand ich nach ein bisschen Suchen auch (etwas versteckte Funktion, aber man ist ja hartnäckig), und siehe da, die beiden Apps konnten sogar miteinander kommunizieren, sodass der Aktiviercode in der neuen App auftauchte, dort angezeigt wurde und von mir nur noch bestätigt werden musste, hurra, fertig.
…also fast, denn WARUM AUCH IMMER wurde mir dann noch („um die Anmeldung abzuschließen“, ich war längst angemeldet, was ist los mit euch) ein Link auf meine E-Mail geschickt, den ich anklicken musste. Sehr bizarr. Nun kriege ich meine Mails aufs Handy und konnte das also schnell machen, aber es ist mir trotzdem überhaupt nicht klar, warum ich bei einer neuen App mit einem bereits bestehenden Nutzerkonto (für das ich natürlich Benutzername und Passwort hatte, das war alles schon da) drei verschiedene Kontrollwege abgehen muss, PIN, Aktiviercode und Mail-Link, bevor ich die App nutzen darf. Das ist einfach unnötig und ich würde mal behaupten, dass das reihenweise Leute abschreckt. Ich weiß schon, dass das teilweise zur Identifizierung der Person dient (man braucht ein Verfahren, bei dem die Leute sich irgendwo schon mal mit Personendaten und Unterschrift registriert haben, das ist momentan der Handyvertrag, mit Prepaid-Handys geht es nämlich nicht), aber trotzdem.
Nun ja, ich hatte auf jeden Fall die App und trug gleich mal ein paar meiner Ärzte ein (Hausarzt, Gyn, Zahnarzt), die wenigstens über Name und Postleitzahl gleich gefunden wurden (bei niedergelassenen Ärzten geht das noch ganz ok, bei Krankenhäusern ist das System wohl… noch nicht so durchdacht, sag ich mal, man kann nur über Name und PLZ suchen, und beim Maximalversorger vor Ort kommt man damit auf ca. 100 Einträge, bei der Charité auf über tausend, lol).
Und dann schaute ich mir noch den klein eingeblendeten Infokasten auf der Startseite an und erfreute mich an der Nachricht: „Zum 31.12.2023 wird das bisher genutzte Identifikationssystem eingestellt. Die Identifizierung ist ab 2024 nur noch über den elektronischen Personalausweis (ePerso) möglich. Schalten Sie jetzt schon die ePerso-Funktion auf Ihrem Ausweis frei.“
…Okay, das etwas improvisiert wirkende drei-Schritt-Verfahren soll also abgelöst werden, gut. Und zwar durch ePerso, weniger gut, weil der ePerso bis jetzt noch von wirklich wenigen Leuten genutzt wird, viele haben noch gar keinen ePerso-fähigen Ausweis oder kein NFC-fähiges Gerät daheim (ich habe auch erst seit Februar 2022 ein Handy mit NFC-Sensor). Ich beschloss auf jeden Fall jetzt mal Nägel mit Köpfen zu machen und mich um die ePerso-Funktion zu kümmern, wenn man schon mal dabei ist und so.
Der Prozess war deutlich einfacher als bei der ePA:
ePerso-App aufs Handy laden. Sich kurz über die merkwürdige Farbgebung des Symbols wundern (zwei Halbkreise, einer in komischem Seegrün, einer in verwaschenem Blau, nun ja). Kommunikation zwischen Perso und Handy testen: Ja, funktioniert, auch wenn man ein bisschen mit der Position des Persos herumfummeln muss und vor allem auf gar keinen Fall den Perso am Handy bewegen darf, wenn der Kontakt hergestellt ist, also wirklich überhaupt nicht, was gar nicht so einfach ist bei einer kleinen Plastikkarte, die man mit Daumen und Zeigefinger an die Rückseite des Handys hält. (Und die Tatsache, dass ich auf die Rückseite einen Haltegriff geklebt habe, hilft auch nicht, aber der Griff verdeckte den Sensor nicht, wie sich herausstellte.)
Dann versuchen, sich dort einzuloggen und feststellen, dass man natürlich keine PIN hat, aber auch keine vergeben kann, denn für die Vergabe einer PIN (sechsstellig) braucht man eine „Transport-PIN“ (fünfstellig). Und jetzt kam der ALLERBESTE Teil: Ich erinnerte mich daran, dass vor drei Jahren, als ich den neuen Perso bekommen hatte, so ein Brief mit Freirubbel-Feld in der Post gewesen war, und nach ein bisschen Herumsuchen fand ich den Brief TATSÄCHLICH in meinem Arbeitszimmer! Und darin die besagte „Transport-PIN“. Die war auch nach drei Jahren noch gültig, ich konnte also die ePerso-App damit aktivieren, eine sechsstellige Wunsch-PIN einstellen und damit habe ich jetzt eine relativ sichere (vor allem juristisch sichere) Identifikationsmöglichkeit über Personalausweis und Smartphone. Ich vermute, dass das in Zukunft noch ein bisschen häufiger nachgefragt werden wird (nachdem so Sachen wie Postident-Verfahren und so ja nicht mehr gehen). Zumindest eine meiner zwei Banken, das Finanzamt und jetzt meine Krankenkasse bieten eine ePerso-Identifizierung schon mal an.
Das war mehr oder weniger der Höhepunkt des Tages, ansonsten startete ich ein neues Buch (hihi) und verbrachte viel Zeit auf dem Sofa, nur unterbrochen von dem restlichen Reis mit Seitan zur Mittagszeit.
Eigentlich hatten wir nachmittags einen Spaziergang machen wollen oder irgendwo Kaffee trinken oder so, aber zuerst war ich nicht fertig und der Liebste wartete, dann ging es ihm nicht so gut (ein bisschen Bauchweh) und ich wartete, am Ende warteten wir irgendwie beide und kommunizierten etwas aneinander vorbei, und schließlich einigten wir uns auf keinen Spaziergang, keinen Kaffee, sondern noch etwas Sofazeit und stattdessen erst abends in die Stadt und auswärts essen. Um kurz vor sechs gingen wir also los.
Bei unserem Lieblingsitaliener am Neckar standen wir allerdings leider vor verschlossenen Türen: Sonntags war bei ihm Ruhetag. Hm. Da wir schon länger nicht mehr chinesisch essen waren (das Angebot an guten chinesischen Restaurants in der Stadt hat sich etwas reduziert, nicht weil Restaurants zugemacht hätten, sondern weil zweimal nach Besitzerwechseln die Qualität drastisch nachgelassen hat), gingen wir kurzentschlossen zu einem Chinesen ebenfalls direkt am Neckar, bei dem wir noch nie waren und der den großen Vorteil hatte, halt einfach gerade da zu sein.
Nun ja. Das Restaurant hat relativ günstige Preise, und das merkte man leider etwas: Erstens sehr voll (wir bekamen gerade so noch einen Platz mehr oder weniger am Eingang zur Küche) und damit auch sehr laut, zweitens eher nicht so super ausgebildetes Personal, und drittens war die Essensqualität … wir wurden auf jeden Fall satt. Aber ein kulinarischer Höhenflug war es leider eher nicht.
Wir schauten anschließend noch bei unserem Altstadt-Lieblingscafé vorbei, das aber leider schon geschlossen hatte (früher hatte der mal bis acht offen, aber die Zeiten sind wohl vorbei, auf jeden Fall war um halb acht dort nichts mehr zu wollen), sehr schade, denn er hat mit den besten Wein der Stadt. Also beschlossen wir heimzugehen. Und kamen auf dem Heimweg noch an einer Bar vorbei, die eine gute Spirituosen-Auswahl hat und außerdem dezidiert nicht-studentisch ist (und wir sind ja mittlerweile alt).
Und das war eine gute Idee: Ich bestellte mir ein Glas schönen Wiener Gemischten Satz, der Liebste zwei Fingerbreit sechzehnjährigen Lagavulin (ein fantastischer Whisky, unsere Flasche daheim haben wir erst kürzlich leer gemacht), und dann guckten wir ein bisschen in die Gegend, quatschten und waren insgesamt ausgesprochen zufrieden. Auf neun gingen wir nach Hause, und weil das so gut passte, schauten wir natürlich, was wir daheim noch so als Absacker im Brotschrank hatten. Und mit einem schönen Caol Ila, Destiller’s Edition, schlossen wir das Wochenende ab.