Eine Nacht mit ziemlich vielen trüben Gedanken. Gegen zehn vor sechs konnte ich endgültig nicht mehr schlafen, so war immerhin der Wecker nicht ganz so schockartig. Ich ging zuerst mit dem Kater in den Garten (der nachts nicht bei uns gewesen war, eigentlich gutes Zeichen), der ganze Garten glitzerte im Raureif auf den gefrorenen Blättern. Der Kater wollte im Garten nichts weiter, sondern legte sich auf die Katzenminze und wartete, bis ich wieder reinging (er hatte vermutlich das Gefühl, er hätte mich nach draußen begleitet), also ließ ich den eiskalten Garten sein, machte einen Tee und ging gleich unter die Dusche: Ich musste sehr früh los.
Um zwanzig nach sieben ging ich also schon aus dem Haus (der Liebste hatte mir ein Erdnussbutterbrot zum Einpacken gemacht), es war wirklich sehr kalt draußen. Im Büro hatte ich mich um halb acht mit einer Kollegin verabredet, sie kam aber ein paar Minuten später als gedacht, so konnte ich noch schnell essen. Dann eine kurze Besprechung, weil die Kollegin um acht einen Termin hatte und ich ihr Informationen zum Umgang mit Prüfungsunterlagen geben musste. Von ihrem Termin um acht war dann allerdings nichts zu sehen… so hätten wir beide gar nicht so früh zu kommen brauchen, argh. Nerv.
Egal, auf jeden Fall war ich gut beschäftigt: Die erste Prüfung des Jahres stand an und da eine Kollegin als Aufsicht ausgefallen war wegen Covid-krankem Kind, sprang ich für sie ein. Also Empfangskontrolle, Impfstatus und Pässe und Gedöns (wir hatten am Vortag aus gegebenem Anlass darum gebeten, dass die Prüfungskandidaten sich trotz geimpft noch einmal schnelltesten lassen, daran hatten sich alle anstandslos gehalten), dann organisatorische Einführung, und dann bis halb zwölf die Aufsicht im schriftlichen Prüfungsteil. Wie immer bei den Prüfungen lüftete ich so alle 30 Minuten, und Jungejunge, war das draußen kalt. Man konnte sehen, wie die Wärme aus dem Raum aufstieg und am Fenster flimmerte, ich saß mit dickem Schal im Zimmer.
Nach dem schriftlichen Teil bereitete ich die Räume für die mündliche Prüfung vor und schaute dann schnell in meine Mails – ein paar Anfragen, überschaubar – und in Teams. Beziehungsweise versuchte in Teams zu schauen, leider wurde mir aber zuerst der Zugriff auf einzelne Dateien innerhalb von Teams und dann auf das Programm komplett verweigert. Keine Ahnung, was das los ist, nervnervnerv, über die Browser-Version ging es dann. Nerv.
Der mitgebrachte Kartoffelsalat als Mittagessen, eine Tasse Kaffee (schwarz, da der Kollege, der es versprochen hatte, leider bis jetzt keine Hafermilch gekauft hat, nerv), dann ging die mündliche Prüfung los. Ich prüfte nicht selber, sondern war nur Fluraufsicht, im Endeffekt saß ich mit offener Tür in meinem Büro und bearbeitete bereits parallel die Prüfungsunterlagen vom Vormittag. Die Prüfung war um halb drei geschafft – eine überschaubare Prüfung mit wenigen Teilnehmenden, aber irgendwie hatte sie mich trotzdem sehr angestrengt. Ich brauchte für die Nachbereitung noch bis vier, hatte dann direkt anschließend noch Beratungen und war um sechs endgültig fertig, im doppelten Wortsinn. Es fühlte sich nach einem ewig langen Tag an, war es ja im Endeffekt auch, aber trotzdem waren es „nur“ zehn Stunden reine Arbeitszeit. Manche machen das regelmäßig, crazy.
Als ich heimkam, brannte das Licht im Untergeschoss und die Hintertür war offen: Der Liebste war mit dem Kater im Garten. Ich kam dazu und wir gingen mit dem Kater eine kleine Revierrunde, einmal den Kohleweg hoch und runter, sodass er mit uns als Eskorte einmal in alle Nachbarsgärten schauen konnte. Das haben wir schon lang nicht mehr gemacht, müssten wir öfter ins Auge fassen. Der Kater freute sich sichtlich.
Dann gemeinsames Kochen: eine schon mehrfach gemachte Ramen-Suppe mit Gyoza und ofengeschmorten Auberginen. Leider hatten wir keine Edamame mehr und die Misobrühe geriet etwas zu deftig, aber trotzdem sehr lecker. Wir inhalierten zwei Schüsseln davon geradezu ein, noch etwas Vanillequark und jeder einen halben Apfel als Nachtisch, und ein paar norddeutsche Tierärzte dazu. Gegen halb zehn gingen wir mit Buch und ordentlich müde nach oben, der nächste lange Tag stand schon in den Startlöchern.