Ziemliche Heiserkeit am Morgen und ein belegter Hals, davon abgesehen fühlte ich mich ganz okay und recht ausgeschlafen, obwohl ich gegen sechs aufwachte und am Abend davor ja noch bis 11 gelesen hatte. (Was für ein Buch.) Die erste Überraschung des Tages war, dass es um halb sieben draußen schon deutlich dämmerte – SO cool, die zweite Überraschung war der Puderzuckerschnee im Garten. Das war dann natürlich nicht so toll, von der Kälte hatte ich eigentlich genug. Es hatte sehr deutlich abgekühlt und sollte die nächsten Tage auch immer nur so um den Gefrierpunkt pendeln. Aber da ich heute sowieso nicht mit Laufen anfangen würde (Halsweh und so) und die nächste Woche überhaupt keine Zeit dafür hatte, war es ein bisschen egal. Zum Monat passte es sowieso.
Ruhiger Morgen mit Tee und Laptop, gegen acht ging der Liebste aus dem Haus und holte Brötchen fürs Frühstück (wir hatten kein Brot mehr). Da ich mich deutlich besser fühlte, von leichtem Halskratzen abgesehen, machte ich uns ein englisches Frühstück. Dazu viel Tee, irgendwann ein Kaffee, und nebenher tippte ich das März 22-Heft VF&L fertig in die Datenbank (für ein Heft brauche ich meist so zwei Tage, in zwölf Wochenenden sollte ich also auf dem heutigen Stand sein. Da sind dann zwar das April- und Mai-Heft mittlerweile gekommen, aber oh well). Und da ich gerade dabei war, mich durch Rezepte zu blättern, machte ich dann auch gleich noch den Wochenplan.
Vor dem Fenster währenddessen beständiger dichter Schneefall und leichter Wind, es sah alles ausgesprochen schön aus (und ausgesprochen so, dass man auf keinen Fall aus dem Haus wollte). Deshalb zog ich mich nach dem Wochenplan aufs Sofa zurück und las.
Gegen eins machte der Liebste uns eine Portion Spaghetti zur restlichen Pastasauce, und ich machte uns mit den gemahlenen Espressobohnen (wir hatten noch eine halbe kleine Packung gemahlenen Kaffee da vom Siebträger-Maschinen-Ausprobieren) und der kleinen Herd-Bialetti einen schnellen und ausgesprochen guten Espresso. Siebträger braucht kein Mensch.
Der Liebste sieht das im Übrigen mittlerweile genauso wie ich, vor allem seit ich ihm am Freitag diesen Guardian-Artikel schickte. Seitdem sind wir mit unserer Lösung aus Porzellanfilter und Bialetti sehr zufrieden, nur der fertig gemahlene Kaffee war wohl ein entscheidender Qualitätsfaktor: Und deshalb hatte der Liebste am Morgen, nach etwas Testbericht-Lesen und YouTube-Videos anschauen, eine elektrische Kaffeemühle bestellt. Die wird jetzt den Platz bekommen, wo die Siebträgermaschine stand, und damit sollten unsere Kaffeebedürfnisse dann voll erfüllt sein.
Nachmittag auf dem Sofa. Der Liebste bastelte an seiner Jukebox-Programmierung herum, bestellte noch eine neue Thermoskanne für uns (dass der Kaffee bei uns nicht so supi schmeckt, hat auch mit der alten, angelaufenen, nicht warm haltenden Thermoskanne zu tun), der Kater schnarchte neben uns (und miaute im Schlaf ganz leise, es war herzzerreißend süß), und ich… las mein 24 Stunden vorher angefangenes Buch zu Ende: Home Stretch von Graham Norton.
Ich liebe Graham Nortons erste beiden Bücher (A Keeper und Holding), die Atmosphäre, die Sprache, die wunderbaren Figuren, denen er mit so viel Empathie begegnet, und dann spielen die Bücher auch noch in West Cork (hallo Sabbatical!). Auch dieses dritte war ganz wunderbar, vielleicht am Ende mit einem ein bisschen herausgezogenen und ein bisschen zu rosaroten Ende, aber andererseits – es war nicht unglaubwürdig, und ein Buch darf ja auch mal optimistisch enden, oder nicht? Vor allem da Bücher, die in Irland spielen, egal ob in Dublin oder in den kleinen Städten und Dörfern, gern einmal melancholisch und dunkel sind, mit so ausweglosen Szenarien, dass man am Ende am liebsten gleich selbst in die USA emigrieren möchte (Tana French, John Boyne, looking at you). Und die herzliche, humorvolle, offene, sich wandelnde Seite Irlands kann in einem Buch durchaus einmal dargestellt werden. (Mal sehen, wie ich es in ein paar Wochen beurteile, vielleicht überwiegt dann der Eindruck, dass da doch ein zu positives Bild gemalt wurde.)
Mittlerweile wurde es draußen dämmerig, es schneite immer noch leicht und graupelte irgendwann. Ich warf einen Blick ins Internet, schrieb ein bisschen Blog (fühlte mich im Übrigen sehr abgeholt beim Bloggen von diesem Artikel – das fasst schön zusammen, warum ich gern blogge, warum ich es auch gern beibehalten möchte, auch wenn es so ca. eine Stunde am Tag frisst, aber es ist gut investierte Zeit – für mich, für meine Schreibfinger, für meinen Wörterkopf).
Schließlich ging ich in die Küche, kochte Tee für den Liebsten und mich, und dabei fiel der Porzellan-Kaffeefilter (der heute Morgen noch hochgelobte!) vom Haken und auf den Deckel unserer handgearbeiteten Zwiebelschale… und dieser zerbrach in drei Teile. Oh das Drama. Der Liebste versuchte, den Deckel zu kleben, aber das funktionierte nicht, weil die Teile gebogen waren und nicht richtig festgehalten (geschweige denn in einer Zwinge eingespannt werden) konnten und außerdem der Klebstoff in die Poren der Bruchkante des Deckels einzog und nicht mehr klebte. Wir werden wohl die Töpferin, die die Schale damals für uns als Auftragsarbeit machte, finden und den Deckel nachmachen lassen müssen. (Nichtsdestotrotz startete der Liebste gegen später noch einen letzten Reparierversuch.)
Gemeinsames Kochen war eine große Form Kartoffelgratin, und da wir von der Schwiegermutter eine Packung veganen Fonduekäse bekommen hatten und außerdem eine halbe Packung Creme Vega übrig war und dringend verbraucht werden musste, rührten wir beides zusammen und mischten das unter die geschnittenen Kartoffeln. Darüber eine Schicht Semmelbrösel und Hefeflocken, das Ganze eine halbe Stunde in den Ofen, und das Ergebnis war ein wunderbar cremiges Gratin.
Den Fernseher ließen wir für den Abend aus. Ich merkte deutlich, dass ich irgendwie doch nicht so ganz gesund war, Kopf und Hals taten weh und die Nase lief. Ich blätterte mich also durch ein neues VF&L-Heft, der Liebste beschäftigte sich mit der Jukebox-Programmierung und wir gingen sehr früh nach oben. Leicht genervt, weil wir weder gewaschen noch geputzt hatten, aber andererseits war dieses Herumhäng-Wochenende dringend nötig gewesen. Immerhin hatten wir die Betten frisch bezogen, und es gibt ja eh nichts Besseres als in frisch gemachte Betten zu gehen.