Nach einer recht guten Nacht stand ich um Viertel vor sieben auf. Der Garten war regennass, der Rosenbusch hatte sich durch die schweren, nassen Blätter auf die Seite gekippt. Davon abgesehen natürlich wunderschöne, saubere Terrasse, ich bewunderte gleich einmal ein bisschen. Danach etwas an den Esstisch zum Schreiben und Tee, nicht allzu lang: Wir wollten gern gleich am Vormittag zum Friedhof. Nach einem typischen Sonntagsfrühstück (gebratene Pilze und Tomaten auf Toast) buchte ich ein Auto, wir duschten und kamen tatsächlich um halb zehn aus dem Haus.
Das Wetter war angenehm und so früh am Sonntag war auch wenig los, der Friedhofsparkplatz, der ja auch als Wanderparkplatz fungiert, war recht leer. Wir gingen erst zum Einzelgrab und mussten dort schon einiges austauschen, weil es von den Schnecken abgefressen oder verblüht war. Danach dann zum Doppelgrab, das war ein ziemlicher Schock: Fast alles, was wir beim letzten Mal eingepflanzt hatten, war verdorrt, abgefressen oder verfault. Wir ersetzten, so gut es ging, hatten aber natürlich nicht genug Pflanzen für das komplette Grab dabei. Am Ende sah es einigermaßen okay aus, aber ich war trotzdem ein bisschen frustriert. Bei dem zunehmenden Extremwetter im Sommer mit Wechsel aus Dürre und Starkregen wird es schwieriger und schwieriger, eine Bepflanzung zu finden, die nicht schon nach kurzer Zeit kaputt ist. Ich möchte aber ungern einmal im Monat zwei Paletten Pflanzen mehr oder weniger nur für die Tonne kaufen (ist ja auch nicht sonderlich nachhaltig). Da hätte ich gern eine bessere Lösung.
Direkt als wir fertig waren, fielen die ersten Regentropfen, so verwarfen wir den Gedanken, uns irgendwo noch einen Kaffee zu holen, und fuhren direkt heim. Die ganze Strecke über regnete es richtig stark, ich fuhr kaum schneller als 70 und kämpfte mit den Scheibenwischereinstellungen, die nur Intervall, ganz wenig wischen und ein bisschen wischen kannten. Immerhin hörte es direkt mit dem Regen auf, als wir das Auto abstellten, wir kamen also trocken daheim an. Dort machten wir das Mittagessen warm (den Rest Kartoffelbrei mit Zwiebelsoße vom Freitag, dazu zwei frisch angebratene Tofuwürste), danach dann mit Espresso aufs Sofa.
Den Nachmittag über passierte überhaupt gar nichts mehr. Wir waren beide kaputt, der Liebste hatte die letzten Nächte nicht gut geschlafen und war doppelt müde, und wir merkten die Gartenarbeit. Wir blieben mit unseren Laptops auf dem Sofa, aßen zwischendrin etwas Eis und später zwei Scheiben Brot mit Schokoaufstrich (das war keine gute Idee, die Scheiben lagen mir schwer im Magen). Nach etwas Lesen hielt ich mich lang auf Twitter auf, obwohl ich eigentlich gar nicht wollte, aber man scrollt dort fast automatisch immer weiter und weiter. Dabei herrscht auf Twitter oft so eine negative Atmosphäre, eigentlich ist es eine ziemliche Zeitverschwendung.
Um halb sieben sammelte ich ein bisschen Restenergie und putzte das obere Stockwerk, während der Liebste im Erdgeschoss saugte und dann das Abendessen kochte (Yellow Indonesian Curry nach einem Bosh-Rezept, durch eine Tonne Kurkuma schön gelb gefärbt und sehr lecker). So hatten wir zur kommenden Woche wenigstens wieder eine einigermaßen saubere Wohnung und ein sauberes Bad (es gibt kaum etwas Dooferes, als zum Wochenanfang in einem schmutzigen Bad duschen zu gehen). Dann machte ich noch den Wochenplan für die kommende Woche fertig: Die ganze Woche Prüfungen und Termine und viel Stress, sodass wir wenig Zeit zum Kochen haben und ich Sachen brauche, die ich gut mitnehmen kann. Mal sehen, ob mir das gelungen ist.
Auf Twitter hatte ich ein paar Videoaufnahmen vom Londoner Leicester Square gesehen, wo englische Fans mehrere Stunden vor Spielbeginn schon völlig eskaliert waren, außerdem Aufnahmen von Eingängen zum Wembleystadion, die von Fans ohne Tickets überrannt wurden: Ich hatte komplett überhaupt keine Lust, mir das Finale anzusehen. Vielleicht gab es früher solche Exzesse auch schon und es wurde nur weniger darüber berichtet oder es war mir weniger wichtig. Aber dieses Jahr, im ganzen Pandemiekontext, fühlt sich das total falsch an. Wir blieben deshalb bei den Raumschiffen, da weiß man, was man hat, und gingen sehr früh ins Bett.