Blaulicht und Erdbeeren, Donnerstag 15.6.2023

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Ziemlich unruhige Nacht, sehr warm, sehr viel herumgewälzt, ewig nicht einschlafen können. Der Liebste neben mir schlief laut eigener Aussage „wie ein Stein“, nur ein bisschen geräuschvoller als der durchschnittliche Stein, würde ich sagen. Am nächsten Morgen ging um 5:40 schon das Weckerlicht an, um sechs standen wir auf, weil der Liebste einen sehr frühen Arbeitstermin hatte und auf den Bus musste. Er machte uns noch ein Müsli und packte seine Portion ein, während ich im Haus herumräumte, Vögel und Kater fütterte und vor dem Haus mit der Gießkanne das Nötigste goss. Mit Wasser aus dem Wasserhahn, weil unsere Wasserfässer alle schon seit zwei Wochen leer sind. Wir hatten ja ein prima feuchtes Frühjahr, aber jetzt zeichnet sich schon wieder eine extreme Trockenheit ab. Und es soll die nächsten Tage heiß und trocken bleiben, was bedeutet, dass wir für den Garten hinten wohl den Gartenschlauch auspacken müssen.

Ein Blick in die Zeitung, Müsli, dann schaffte ich sogar noch eine Blitzdusche und war um kurz vor acht am Schreibtisch, ein früher Unterricht begann um acht. Mit diesem war ich ausgesprochen zufrieden, obwohl ich im Vorfeld von meiner Vorbereitung nicht so überzeugt gewesen war, aber so ist es ja oft. Danach viel administrativen Orgakram, Mailbox und so weiter, und um halb zwölf ein Meeting, das eigentlich bis halb eins angesetzt war, wir waren aber schon um zwölf durch. Das war uns allen sehr recht – mir auch, ich hatte nämlich schon ordentlich Hunger nach dem nicht sooo üppigen Frühstück.
Ich schaute erst einmal nach dem Kater, der tatsächlich vormittags mal wieder zum Schlafen ins Wohnzimmer gekommen war, und ging eine Runde unten auf die Terrasse, eine Ecke leerräumen, an dem ordentlich Vogelfutter verteilt ist und die Igel sich die letzten Tage gern aufgehalten haben. Wie vermutet, war es höchste Zeit, dass das alte Futter wegkam. Da es dort auch jede Menge Dreck und Erde und Krempel gab, waren die Terrassenplatten schon fast verschwunden, es wuchs ordentlich Gras. Eher eine archäologische Tätigkeit also, die Platten wieder freizulegen.

Danach Mittagessen, zweite Hälfte Nudeln mit Pilzen und Spargel, dann machte ich mir einen Kaffee und war um kurz vor eins schon wieder am Schreibtisch zur dringenden Unterrichtsvorbereitung. In den nächsten Wochen wird endlich wieder ein etwas größerer Unterricht laufen, mit vielen Stunden und als Präsenzkurs. Ich freue mich drauf, aber es ist ein größerer Vorbereitungsaufwand. War aber okay, ich kam gut durch und konnte um halb drei tatsächlich quasi fertig zur Arbeit gehen, zu Fuß dieses Mal, weil ich meine Sporttasche mitnahm.

In der Firma angekommen, sah ich als allererstes eine Person auf der linken Terrasse liegen. Ich ging rein und fragte drinnen nach: Eine Kollegin hatte sie schon wahrgenommen und mit „da liegt einer und schläft“ abgehakt. Nun sah mir die Person schon sehr aus dem Spektrum obdachlos/alkoholabhängig aus, dass also dort jemand seinen Rausch ausschlafen würde, war durchaus möglich, aber so aus der Distanz fand ich das schwierig. Ich holte den Chef, wir schauten nach: Er atmete auf jeden Fall, aber sonst rührte sich nichts. Und den Unterschied zwischen „schläft halt“ und „Alkoholdelir kurz vor dem Koma“ war für uns so ja nun nicht zu erkennen. Wir entschieden uns also für einen Anruf bei den Freunden und Helfern in Blau (was der Chef übernahm, da ich direkt in meinen nächsten Unterricht musste).
Als ich um Viertel vor vier aus dem Unterricht kam, war also ein Blaulichteinsatz auf unserer Terrasse im Gange: Die Streife hatte gleich das Rote Kreuz mitgebracht, den Kolleg:innen erklärt „den sammeln wir heute schon das dritte Mal ein“ und sich dann der Sache angenommen. Ich warf einen Blick nach draußen und sah die Sanitäterinnen gerade dabei, wie sie irgendwelche Patches auf den Brustkorb klebten und Blutdruck maßen (also wohl doch etwas mehr als „schläft da halt“, erweckbar war die Person auf jeden Fall nicht). Kurz darauf kamen noch die Malteser mit einem Rettungswagen, weil das Rote Kreuz allein den Mann wohl irgendwie nicht transportiert bekamen, keine Ahnung warum. Irgendwann sammelten sie Patienten und Krempel ein und verschwanden und ich war den restlichen Nachmittag dann doch ganz froh, dass wir angerufen hatten.

Nach dem Unterricht noch Schreibtischarbeit bis zwanzig nach fünf, einen dringenden Punkt für den kommenden Kurs abhaken, und dann ging ich noch einigermaßen früh los ins Fitness. Dort eine Stunde bei einigermaßen angenehmen Temperaturen und nur wenigen Leuten (dafür zwei Physios, mal wieder eine ausgesprochen gute Betreuungsquote). Ich war mit meiner Leistung ganz zufrieden, und das obwohl ich ja um kurz nach zwölf schon zu Mittag gegessen hatte. Noch zwei Termine in der Explonic-Phase, die ich ja nicht sooo mag (finde ich ein bisschen zu belastend für die Gelenke), und dann habe ich alle Phasen durch und es geht wieder von vorn los. Und ich habe dann bestimmt einen riesigen Muskelzuwachs.

Um halb sieben war ich daheim, holte den Liebsten aus seinem Arbeitszimmer und ging mit ihm in den Supermarkt nebenan für frische Erdbeeren (da gab es leider schon sehr viele gammelige dabei) und regionale Tomaten. Gewächshaus vermutlich, aber okay. Dann gemeinsames Kochen, ein Salat mit weißen Bohnen, Karotten, Paprika, Tomaten und Mais. Ein bisschen mediterranes Dressing (in erster Linie Öl und Aceto Balsamico), ein paar Kräuter, fertig. Und weil sich das alles kalorienmäßig ausgesprochen im Rahmen hielt und ich sowieso Sport gemacht hatte und wir es uns leisten konnten, gab es danach noch frische Erdbeeren mit Vanilleeis. Dazu zwei Folgen zu den Polizeianfängern nach LA, als erfolgreicher Tagesabschluss.