Gedrückt, Donnerstag 29.6.2023

  • Beitrags-Kategorie:Lesen / Tagebuch

Momentan habe ich irgendwie einen verschobenen Rhythmus, abends kann ich ewig nicht einschlafen (obwohl es draußen schon dunkel ist, trotz Juni), morgens bin ich furchtbar müde. Wenigstens machten wir dieses Mal nicht den Fehler, an „Abkühlung“ zu glauben, und machten gleich Balkontür und überhaupt alles auf. (Dadurch kühlte es dann im Zimmer schon ab.) Also durchwachsen aufgewacht, Laune so lala. Ich kümmerte mich erst einmal um Küche und Kater, der Liebste um den Garten (punktuelles Gießen, Wasserfässer halbvoll – das werden im wahrsten Sinn des Wortes die Wasserstandsmeldungen diesen Sommer).

Wir waren an dem Tag beide im Home Office, hatten also morgens etwas mehr Zeit. Zum Frühstück die vom letzten Wochenende noch eingepackten Toasties mit zwei Tomaten, was kein sonderlich reichhaltiges Frühstück war, aber die Toasties mussten halt weg. Dann eine schnelle Dusche, um neun war ich am Rechner für meinen ersten Unterricht bis zehn, danach ein kurzes zweites Frühstück: Skyr mit Banane und Nüssen (der Alpro-Skyr ist aber, schon mehrfach versucht, gar nicht so wirklich lecker, da nehmen wir lieber normalen Sojaquark).
Um halb elf dann ein Meeting mit dem Chef, einmal zur Terminplanung, einmal wegen der Schwierigkeiten mit dem Katastrophenlieferanten (es war natürlich wieder eine neue Mail gekommen mit Blödsinn und Rechthaberei, und ich hatte einfach überhaupt keine Lust mehr). Danach noch etwas administrativer Kram, und dann war es halb eins und der Vormittag vorbei, ohne dass es jetzt so wirklich produktiv und spaßmachend gewesen wäre. Hm.

Zum Mittagessen zweite Hälfte Krautnudeln, gemeinsames Rätsellösen, ein Kaffee danach. Und dann nahm ich mir mein Buch, das sich jetzt schon die ganze Woche hinzog, und las es einfach fertig. Ayad Akhtar: Homeland Elegies, eine autofiktionale Erzählung eines Pakistani-Amerikaners, Migrantenkind der zweiten Generation, und seiner Eltern in den USA nach 9/11 bis hin zu Trump. Thematisch sehr interessant und durch die hohen autobiographischen Anteile mit einer starken authentischen Stimme. Aber auch mit einigen Längen, weil das Buch in mehrere nur lose zusammenhängende Kapitel aufgeteilt ist und das verbindende Narrativ etwas fehlt. Und weil nicht alle Kapitel bei mir die gleiche Resonanz fanden, teilweise dachte ich „was erzählt er mir hier, und warum?“. Ich habe es dennoch gern gelesen, aber ich wollte danach auch gern ein bisschen gefälligere Kost. Und schielte zum Regal mit den Terry-Pratchett-Büchern.

Ab zwei wieder am Schreibtisch, drei Stunden administratives Gedöns, ein Beratungstermin. Um fünf war ich fertig und hatte auch wirklich, wirklich keine Lust mehr (die Kombination aus Müdigkeit und Ärger über doofe Leute ist ein unfassbarer Energieräuber). Der Liebste war schon um halb fünf zum Radfahren gegangen, um fünf holte ich mir auch die Sporttasche und ging ins Fitness.
Neue Phase im Trainingsprogramm, also wieder eine Kraftmessung: Bei zwei Geräten hatte ich mich verbessert, bei zweien war ich gleich geblieben, bei fünf war es leicht nach unten gegangen. Hm. Nun ist es so, dass Muskelaufbau ja nicht linear verläuft und es außerdem Muskelpartien gibt, bei denen man gar keine signifikante Kraftveränderung erreichen wird, aber trotzdem war ich leicht genervt. Aber dann andererseits ganz froh, als ich mit der neuen Phase begann, denn das war ein reguläres Training (bei beiden Bewegungsrichtungen das gleiche Gewicht) mit dem Fokus auf Ausdauer, also weniger hohe Gewichte, dafür 22 Wiederholungen. Und 22 ist wirklich richtig viel, ich war ziemlich am Fluchen und am Ende ordentlich nassgeschwitzt. (Wenn dann die Phase zum Muskelaufbau kommt, mit adaptivem Training, deutlich mehr Gewicht und weniger Wiederholungen, werde ich genauso schimpfen. Die Trainingsvarianten sind alle auf unterschiedliche Weise gleich anstrengend.)

Um zwanzig nach sechs war ich daheim und schrieb erst einmal eine Mail an den Berliner-jetzt-Oldenburger Lieblingsmenschen S. Vielleicht klappt in nächster Zeit doch endlich mal ein Besuch. Das wäre auch für meine Stimmung ganz prima.
Mittlerweile war der Liebste wieder vom Radfahren zurück und saß mit dem Kater im Garten, ich kam für eine Viertelstunde dazu. Draußen im Übrigen viel wärmer als im Haus, knapp 30 Grad, dabei komplett bewölkt und sehr unangenehm drückend, doofes Wetter (und krass, dass der Liebste da eine lange Radrunde mit über 50 km gefahren war). Wir waren beide sehr kaputt vom Schlafmangel, von der Wärme, vom Sport, vom Ärger bei der Arbeit, von allem überhaupt.
Deshalb wenig Aufwand beim Kochen, der Liebste half mir beim Schnippeln und legte sich dann aufs Sofa, ich hörte ein bisschen eat.read.sleep und kochte uns ein einfaches Curry mit Kichererbsen, Erdnussbutter, Karotte, Blumenkohl, Kokosmilch und etwas Reis (mal keine Nudeln), als Nachtisch ein Becher Vanillequark. Noch eine Runde zu den kalifornischen Rookies, wo wir die zweite Staffel mit einem wirklich, wirklich fiesen Cliffhanger beendeten. Wir waren aber vernünftig (und müde) und gingen um zehn ins Bett, anstatt weiterzuschauen. Wenigstens ein bisschen die Weichen dafür stellen, dass der nächste Tag nicht ganz so dröge wird.