Zwei Home Office-Tage, auf die ich mich eigentlich gefreut hatte, da die Zahl der Termine überschaubar und der Liebste außerdem auch daheim war, wir also eigentlich entspannt hätten zusammen arbeiten können. Aber leider stand dem die grundsätzliche Stimmungslage entgegen. Startend damit, dass ich von Sonntag auf Montag katastrophal schlecht schlief, erst ewig wach lag, am frühen Morgen dann schließlich einschlief, furchtbar schlecht träumte und vom Wecker geweckt wurde wie eine Faust ins Gesicht. Hm.
Montags also daheim, mit Müsli am Morgen, ein bisschen Orgaarbeit am Vormittag (die Tatsache, dass ich am Sonntag zwei Stunden gearbeitet hatte, trug nicht gerade zur Launenverbesserung bei), einem Beratungstermin und dann dem Skandinavierkurs ab zwölf. Der klappte zwar ganz gut, aber ich merkte während des Unterrichtens, wie mein Körper und insbesondere meine Stimme ziemlich herunterfuhr: Als ich um kurz nach halb zwei schließlich zum Mittagessen (zweite Hälfte Tofu, Shiitake und Reis) schließlich nach unten kam, war der Hals kratzig, die Stimme belegt und ich fühlte mich insgesamt ausgesprochen malade. SEHR doof.
Also etwas ausgedehntere Mittagspause, schließlich war auch der Liebste da, nachmittags dann wieder am Schreibtisch, ein paar Beratungen, Mails und Gedöns (viele Ärgerthemen gerade wieder bei der Arbeit, was auch nicht zum Wohlbefinden beiträgt). Und um zehn vor fünf ging ich schließlich aus dem Haus: Ich hatte, seit EWIGKEITEN (seit 2019, um genau zu sein), meinen Montagskurs wieder als Präsenzkurs. So richtig mit Kopien und Gruppentisch und so.
Darauf hatte ich mich eigentlich gefreut, so die Leute wieder richtig sehen und alles (ich hatte die letzten Monate ja ein paar Präsenzkurse, und das hat einfach echte Vorteile). Und der Kurs lief eigentlich auch echt prima, sehr nette Leute, alles gut, nur dass ich mich so allmählich wirklich krank fühlte und am liebsten heimgegangen wäre – und dann wurde ich auch noch von der beknackten Technik ausgebremst. Eine neue Adobe-Version auf dem Laptop: Ich konnte keine Kommentarfunktion benutzen, ich konnte nichts markieren, und ständig poppten irgendwelche Hinweisfenster auf. „Wenn Ihnen die neue Ansicht nicht gefällt, dann klicken Sie hier im Menü auf Ansicht wechseln“ – es gab aber kein f*cking Menü und nichts zu wechseln.
Dann zickte natürlich der interaktive Beamer und löschte immer wieder mal Textteile vom Whiteboard, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, konnte ich nicht auf unser Intranet mit dem Material zugreifen, und als ich dann meine externe Festplatte anschloss, ging das nur schreibgeschützt. Und den Schreibschutz konnte ich nicht aufheben, egal was ich probierte.
Dementsprechend genervt kam ich um kurz vor acht nach Hause (im Büro noch ein Blick in kommende Prüfungsunterlagen, da ich ja tagsüber nicht da gewesen war). Der Liebste hatte zum Glück schon gekocht, ein Chili mit weißen Bohnen, Maiskolben und weißen Champignons, und war insgesamt aktiv und gut gelaunt und überhaupt. Ich parkte mich also einfach auf dem Sofa, wir schauten eine alte Big Fat Quiz-Folge an, die Nachrichten ließen wir weg (die Informationen vom Sonntagabend hatten mir gereicht) und um halb zehn verschwand ich im Bett.
Der Dienstag war leider dann kein bisschen besser. Ich war morgens so kaputt (vielleicht auch der Allergietablette geschuldet, die ich abends noch genommen hatte, in der Hoffnung, das krank-und-kratzig-Gefühl könnte auch an irgendwelchen Pollen liegen) und so unfassbar müde, dass ich erst einmal für den halben Vormittag „offline“ in den Arbeitskalender eintrug. Und dann langsam startete, mit Müsli, viel Tee, mal wieder einer ausführlichen Zeitung und ab neun mal einem vorsichtigen Blick in Mails und Chat. Ein bisschen Kommunikation, eine Dusche, so richtig am Schreibtisch war ich dann ab halb elf.
Arbeit bis halb eins, eine kurze Mittagspause mit der zweiten Hälfte Chili und dem Liebsten, dann Teameeting um eins, zweite Hälfte Mittagspause mit Espresso und ebenfalls dem Liebsten. Und ein bisschen Haselnusseis trotz Frierens (draußen ging die Temperatur wieder auf 23 Grad hoch und wir hatten Balkontür und Fenster zum „Heizen“ auf – mir war aber den ganzen Tag furchtbar kalt, ich saß mit zwei Paar Socken, Pulli und Strickjacke da). Dann etwas Nachmittagsarbeit, in erster Linie Beratungstermine.
Gegen halb vier klingelte bei uns das Telefon: Die Tierärztin war dran wegen Magis Bluttestergebnissen. Kurz gefasst: Hm. Zu wenig rote Blutkörperchen, das könnte durch die schlechte Ernährungslage kommen oder was anderes sein. Leberwerte in zwei Bereichen nicht so toll, könnte wegen der Mangelernährung sein oder was anderes. (Was anderes = Tumor, vermutlich.) Nierenwerte geht so, Kreatininwert hm, könnte auf Problem mit den Nieren hinweisen oder wegen Magerkeit. Und überhaupt Entzündungswerte, und es stünde auch FIV im Raum. Könnte aber alles nicht sein, sondern nur wegen dünner Katze.
Wir haben also das Spektrum von „vier Wochen füttern“ und „in sechs Monaten tot“ so ziemlich alles dabei, hurra, auf jeden Fall wird jetzt noch einmal auf FIV getestet, und die anderen Werte muss man in 3 Monaten noch einmal checken, hoffentlich (und wahrscheinlich) haben sich die meisten davon erledigt, wenn er nicht mehr so mager ist. Solang wir nichts Genaues wissen, kann man sowieso nicht weiter planen. Wir machten aber schon mal einen Termin wegen seinen Zähnen aus, denn da hat er vermutlich Schmerzen, und das soll er nicht.
…definitiv eine kleine Spardose, so ein altes Katzentier. Und gut, dass er nicht im Tierheim gelandet ist, denn da würde ein alter Kater mit so vielen Baustellen sicher nicht mehr vermittelt werden.
Noch ein bisschen Pause auf dem Bett für zwanzig Minuten, ich war furchtbar müde und mir fielen ständig die Augen zu, obwohl ich eigentlich Podcast hören wollte. Um zehn vor fünf rappelte ich mich mühsam auf und hatte noch eine Stunde Onlineunterricht (ebenfalls mühsam, weil die Technik bei meiner Teilnehmerin nicht so richtig mitspielte) , letztes Gedöns, letzte Mail, um halb sieben machte ich Feierabend.
Der Liebste hatte das Kochen übernommen: Ich hatte morgens tiefgefrorene Spätzle aus dem Gefrierschrank geholt und der Liebste machte einen großen Topf Linsen dazu, mit Suppengemüse und Räuchertofu und allen Schikanen. Echtes süddeutsches Comfort Food und SO gut. Danach aufs Sofa, wo ich mich unter einer Wolldecke parkte, mir war unglaublich kalt (und ich war so ein bisschen weinerlich), und auf YouTube ein paar englische Ambulance-Folgen.
Und keine Nachrichten. Ich hatte während des Tages immer wieder die Updates vom Guardian gelesen, und ganz ehrlich, es war kaum auszuhalten. Sehr ambivalente Gefühlslage bei mir. Oder wie es eine Kommentatorin auf dem Guardian sinngemäß ausdrückte: Es ist absolut möglich, vom Terrorangriff gegen die israelische Bevölkerung entsetzt zu sein und gleichzeitig anzuerkennen, dass den Palästinensern seit Jahren übelst mitgespielt wurde, man kann die Hamas für widerwärtige, moralisch verdorbene Terroristen der untersten Schublade halten und gleichzeitig der Meinung sein, dass die israelische Regierung nicht das Recht hat, sich wie amoralische Ärsche zu verhalten, auch nicht im angegriffenen Fall. Aber wie in jedem Krieg ist „Moral“ kein Argument, das eine größere Rolle spielen würde.