Was tun?

Wut, Ohnmacht, Lähmung und Pessimismus, das waren bei mir in den letzten Wochen und Monaten die vorherrschenden Gefühle, wenn es um die AfD und die rechten Tendenzen in Deutschland und Europa ging. Im Zug der Coronapandemie hatte ich (nach anfänglichem Optimismus) den Glauben an die Solidarität und schiere Rationalität unserer Gesellschaft schon beinah verloren, und es wurde ja nun leider nicht besser. Eine Reaktion meinerseits darauf war, den Input von Nachrichten kleinzuhalten und mich ins Private, vor allem die Arbeit, hineinzustürzen. Aber das ist ja irgendwie auch keine Lösung, es senkte zumindest das Ohnmachtsgefühl kein bisschen. (Ich habe ja nun eine Arbeit, die ganz konkret und praktisch Menschen bei der Immigration, der Integration und dem Ankommen unterstützt, und das ist natürlich sehr wertvoll – und schon befriedigend – aber so richtig „genug“ fühlt sich das nicht an.)
Und dann kamen die Correctiv-Recherche und die Demos und plötzlich waren da eine Menge Leute auf der Straße und man bekam das Gefühl, dass man gar nicht allein ist, und das ist ausgesprochen empowernd. Zusätzlich las ich in diversen Artikeln, Blogs und Medien von Tipps und Ideen, was man, also jede:r Einzelne tun kann zur Unterstützung unserer Demokratie. Außer wählen gehen natürlich, und demokratische Parteienwählen, eh klar. Ich habe das einmal, auch für mich, ein bisschen zusammengetragen. Hier also eine kleine Kollektion, egal ob mit oder ohne Geld, und auch bei wenig Zeit.

Dein Kontext: Ich habe gar keine Zeit und auch kein Geld.

Schreib an deine:n Abgeordnete:n.

Du findest heraus, wer für dich im Bundestag sitzt, indem du ganz einfach „Bundestagsabgeordnete“ + deine Stadt googelst, oder du benutzt die Wahlkreissuche des Bundestages:
https://www.bundestag.de/abgeordnete/wahlkreise/
Darüber findest du normalerweise die Webseite der Abgeordneten mit Kontaktmöglichkeit.
Schreib eine kurze, höfliche Mail, in der du deine Sorge über das Erstarken der AfD und ihre menschenverachtenden Vorhaben ausdrückst. Bitte darum, dass dein:e Bundestagsabgeordnete:r ein Verbotsverfahren gegen die AfD unterstützt. Unterschreibe mit vollem Namen und Adresse und sinnvoller E-Mail-Adresse (falls der/die Abgeordnete dich kontaktieren will).

Schreib an den CDU-MdB Marco Wanderwitz, dass du seine Bemühungen um ein AfD-Verbot sehr begrüßt.

Ich bin mit vielen seiner Positionen absolut nicht einverstanden (wie auch, er ist CDUler), aber es ist sehr wichtig, dass gerade die CDU sich kompromisslos von der AfD abgrenzt. Wanderwitz macht sich innerhalb seiner Partei mit dem Eintreten für ein Parteienverbot für die AfD nicht nur Freunde, umso wichtiger, dass man ausdrückt, dass die Mehrheit der Gesellschaft in diesem Punkt hinter ihm steht.
https://www.wanderwitz.de/ 

Unterschreib bei Petitionen gegen rechts.

Z.B. der Petition von Campact mit Antrag auf Grundrechtsverwirkung nach Artikel 18 GG für Bernd Höcke. Wenn sie durchgehen würde, dann könnte man Höcke das aktive und vor allem passive Wahlrecht entziehen, er könnte also nicht mehr gewählt werden. Auch wenn das nicht so wahrscheinlich ist, weil die juristischen Hürden sehr hoch sind, ist es doch ein deutliches Zeichen.
https://campact.org/weact-hocke-stoppen-emum

Red mit Leuten drüber!

Auch mit denen, die nicht deiner Meinung oder unentschlossen oder „besorgt“ sind. Hier findest du eine Zusammenstellung von Argumentationshilfen von der verdi-Jugend:
https://www.aktiv-gegen-diskriminierung.info/argumente/rassismus

Dein Kontext: Ich habe gar keine Zeit, aber Geld.

Zusätzlich zu den Ideen oben: Spende Geld.

Beispielsweise an Correctiv, deren Recherche die unsäglichen Pläne der AfD erst aufgedeckt und eine Menge Leute aufgeweckt hat. Neben investigativem Journalismus macht sich Correctiv auch durch Faktenchecks gegen Fake News und Verschwörungstheorien verdient.  
https://correctiv.org/

Dein Kontext: Ich habe kein Geld, aber schon Zeit.

Zusätzlich zu den Ideen oben: Geh auf Demos gegen rechts.

Das ist nicht nur ein einfaches, sichtbares Zeichen, es ist auch ausgesprochen erfrischend zu sehen, wirklich zu sehen, dass man überhaupt nicht allein ist.
Hier findest du Informationen dazu:
https://www.tdh.de/mitmachen/kampagnen/gegen-menschenfeindlichkeit-uebersicht-demonstrationen-gegen-rechts-in-deutschen-staedten/
https://dib.de/demos-gegen-rechts-im-januar-2024/
Oder du googelst „Demo gegen rechts“ + deine Stadt, denn die Listen oben erheben nachvollziehbarerweise keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Und wenn du sehr viel Zeit hast: Engagier dich.

Zum Beispiel bei einer der vielen Organisationen, die gegen rechts aufstehen. Vielleicht sogar: Tritt einer Partei ein? Einer, die sich klar und entschieden von rechts abgrenzt natürlich. Die etablierten Parteien sind immer noch das wichtigste Instrument gegen den Rechtsruck. Du brauchst dich im Übrigen nicht hundertprozentig von allen Tendenzen und Entscheidungen einer Partei vertreten zu fühlen, um beizutreten und mitzuarbeiten, solang die Grundausrichtung stimmt – im Gegenteil, ein konstruktiver Meinungsaustausch ist auch innerhalb der Parteien wichtig und üblich. 

Das sind meine halbwegs ausgegorenen Gedanken, ein bisschen zusammengesucht und durch eigene Ideen ergänzt – und wie viel es am Ende hilft, das weiß ich natürlich nicht, aber es soll keiner sagen, wir hätten den Mund nicht aufgemacht, wir hätten uns nicht dagegengestellt. Viele kleine Tropfen und so.