Wir wachten ohne Wecker um Viertel nach sechs auf, was gut war, denn der Wecker meldete sich weder mit Licht noch mit Piepsen. Im Display wurde brav das Durchlaufen des Lichtzyklus angezeigt, aber das war es dann auch. Ich konnte das gut nachvollziehen, der Wecker war nicht der Einzige hier, der überhaupt keine Lust hatte, nach Plan zu arbeiten. Meine Laune war irgendwie genauso unten und ich hatte überhaupt keine Lust auf den Tag heute. Sicher zu einem Teil der Tatsache geschuldet, dass ich heute einen neuen Kurs starten würde und im Vorfeld etwas gestresst war. Und überhaupt ein Tag mit vielen Terminen, und der Arm tat weh, und das Blutspenden am Vortag hatte auch nicht geklappt. Mäh.
Zunächst einmal Frühstück, Brot mit Erdnussbutter (wir hatten am Sonntag endlich mal wieder Brot selbst gebacken), Zeitung und eine ausführliche Dusche. Ab halb neun gingen der Liebste und ich beide an den Schreibtisch, der Liebste hatte für den Tag auch Home Office eingetragen. Ich machte noch ein bisschen privates Gedöns, legte dann um neun mit Mails los, dann eine Tasse Kaffee und ab halb zehn startete ich den neuen Kurs.
Das gleiche Kurslevel hatte ich im Dezember unterrichtet, und der Kurs damals war ziemlich schwierig gewesen (sehr heterogene Kurszusammensetzung, dazu ein paar Leute mit technischen Problemen). Dieser Kurs jetzt war ein völliger Unterschied, alles klappte prima, die Leute waren super, meine Planung funktionierte… nur ich musste mich auf das Kurslevel noch ein bisschen einstellen. Ich war aber sehr zufrieden mit allem.
Um elf, als die Kaffeetasse schon ein Weilchen her war, nahm ich eine der Eisentabletten (auch wenn ich keine Lust drauf hatte, ich hab schließlich keinen Mangel, aber prophylaktisch…), dann ging es weiter. Die Ärztin hatte mich ja vor Übelkeit gewarnt, aber vermutlich vergaß ich das einfach, oder ich reagiere da nicht drauf, auf jeden Fall merkte ich nichts.
Unterricht bis Viertel vor eins, Mini-Pause für einen schnellen Tee, dann hatten wir ab eins eine Besprechung. Die war… nun ja, so semi-gut. Anfangs lief sie okay, aber je länger sie dauerte, desto ungeduldiger wurde eine Person im Meeting. Irgendwann begann sie Leuten über den Mund zu fahren, zu unterbrechen und Themen abzuwürgen, sodass damit das Meeting nicht nur ineffektiv wurde (man braucht sich nicht zu treffen, wenn man nichts besprechen kann), sondern auch die Stimmung ziemlich schlecht. Als wir um zwei fertig waren, fuhr ich reichlich angenervt und mit richtig schlechter Laune den Rechner für die Mittagspause herunter.
Der Liebste hatte seine erste Portion Mittagessen schon gegessen, leistete mir aber für meine Pause Gesellschaft und aß noch etwas mit (restliche Ofennudeln, Riesenportion). Ich hatte ja von neun bis zwei durchgearbeitet und wollte eine etwas längere Pause machen. Nach dem Essen gingen wir zum Supermarkt nebenan und holten Eis (das gute alte Capri, außerdem das Pseudo-Cornetto von Valsoya), dann eine letzte Tasse Kaffee auf dem Balkon.
Mir war etwas kalt, die Sonne war hinter Wolken verschwunden, aber kaum war sie wieder da, wurde es ordentlich warm. Der Liebste verzog sich nach innen, ich blieb noch sitzen und schlief allen Ernstes auf dem Balkonstuhl kurz ein. Dabei kann man da eigentlich gar nicht schlafen, die Stühle sind viel zu schmal und unbequem dafür. Bevor ich also richtig einschlief und vom Stuhl kippte, legte ich mich „nur ganz kurz“ aufs Sofa.
Als ich wieder aufwachte, war es kurz nach vier, ich hatte über eine Stunde geschlafen und war ziemlich matschig. Ich ging wieder an den Schreibtisch und arbeitete noch eine knappe Stunde lang, einfach damit nichts liegenblieb, aber sonderlich effektiv war ich nicht. Na gut. Immerhin war Post gekommen und ich konnte einen Punkt fertig machen, nämlich mit dem Aktivierungscode die Bank-App einrichten, damit ich jetzt wieder bezahlen kann wie so ein Mensch im 21. Jahrhundert.
Gemeinsames Kochen, ein Kartoffelsalat mit Feuerbohnen, Tomaten und Senfdressing. Wir waren so um Viertel vor sieben fertig, der Salat musste aber noch ein bisschen durchziehen. Das passte mir ganz gut, ich verschob das Essen auf etwas später, zog mich um und ging zum zweiten Krankengymnastik-Termin.
Kurz zusammengefasst: Das war alles sehr hilfreich, auch atmosphärisch sehr nett, wir wechselten irgendwann zum Du, es gab genug Zeit, der Therapeut bewegte die Brustwirbelsäule und die erste Rippe durch, also alles prima, außer halt dass dieses Herumdrücken und Bewegen alles ziemlich ordentlich weh tat. Wir machten zwar ein bisschen Small Talk nebenher, aber ich musste trotzdem etwas die Augen zusammenkneifen. Und der Schmerz klang auch noch nach, „kann schon sein, dass das noch ein-zwei Tage weh tut“ war die Aussage. Na super. Trotzdem: Ich habe das Gefühl, dass das was bringt, da halte ich dann schon auch mal zehn Minuten ordentliche Schmerzen aus. (Wenn es sein muss.)
Daheim warteten dann der Liebste und der Kartoffelsalat. Wir aßen gemeinsam und klickten uns ein bisschen durch den Laptop des Liebsten. Vor ein paar Tagen hatte er eine Anfrage für einen Camper gestellt und jetzt eine Absage bekommen, wir wussten also immer noch nicht, was wir im Urlaub machen, wir Planungshelden. Also überlegten wir ein bisschen, verglichen die Preise vom TeilAuto-Verein mit den Mietwagen-Preisen und buchten schließlich kurzentschlossen einen Kombi beim Carsharing für den Urlaubszeitraum (oder zumindest für einen Teil davon). Es ist nämlich so, dass sowohl der Liebste als auch ich irgendwo in den Tiefen des Hauses ein Zelt liegen haben und wir gelesen hatten, dass es auf diversen Zeltplätzen durchaus noch freie Stellen gibt (im Gegensatz zu Ferienwohnungen). Es ist etwas absurd, ich bin tatsächlich vor 20 Jahren das letzte Mal mit dem Auto in den Urlaub gefahren, seitdem immer Zug (sogar unseren Kanada-Urlaub haben wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestritten, nur auf Hochzeitsreise in Irland hatten wir einen Mietwagen). Und Zelten war ich mit dem Liebsten auch noch nie, nach zehn Jahren Ehe, das wird bestimmt lustig. Vermutlich werden wir das Experiment nach drei Tagen wegen akutem Ischias abbrechen. Naja, jetzt haben wir auf jeden Fall ein Auto.
Das war dann schon der Höhepunkt des Abends, wir zogen uns noch etwas nach Atlantis zurück (eher kein Urlaubsziel).