Leicht genervt nachts aufgewacht, weil ich ein paar Stunden vorher das Licht im Schlafzimmer kurz angemacht und wohl vergessen hatte, es wieder auszuschalten – nur um festzustellen, dass es der Lichtwecker war, der mich hier aus dem Schlaf holte. So ganz ausgeschlafen war ich also nicht, und vor mir ein langer Bürotag. Am Morgen klarer Himmel und kalt, in der Nacht hatte es Minusgrade und Raureif gegeben.
Ein Blick in die Zeitung, zwei Tassen Tee, unter der Dusche etwas Wärme tanken und um zehn nach acht gingen der Liebste und ich aus dem Haus, mit Stopp beim Viertel-Lieblingsbäcker (der übrigens seit neuestem wieder donnerstags geöffnet hat – er hat wohl endlich wieder jemanden gefunden). Um halb neun war ich im Büro.
Sehr viele administrative Sachen zu tun, dazu noch Unterricht: Mein Tag war vollgepackt, ohne dass ich so richtig sagen könnte, welche großen Punkte ich bearbeitet hatte. Unterricht vorbereitet und korrigiert, ab zehn eine Prüfungsvorbereitung unterrichtet, danach tausend Kleinigkeiten mit Kolleg:innen vor Ort und über Chat besprochen, Rechnungen geschrieben, Rechnungen bearbeitet, Kundenanfragen beantwortet… die Zeit verflog ausgesprochen schnell, auch weil ich nicht im Home Office war (da bin ich tendenziell einfach effektiver, solang ich mich nicht selbst ablenke).
Mittagspause um eins mit ein paar Kolleginnen zusammen und der zweiten Hälfte Pasta e Fagioli (bei der ich mir an der heißen Schüssel aus der Mikrowelle fast die Finger verbrannte und den festsitzenden Deckel dann nicht aufbekam und beim Rumfummeln dann eine Verschlussschnalle abriss und überhaupt mächtig genervt war), danach der letzte Rest Nusskuchen. Nachmittags weiter administratives Gedöns, außerdem nahm ich mir 20 Minuten und spielte ein bisschen mit unserem interaktiven Beamer herum. So ganz steige ich noch nicht durch alle Funktionen durch, aber im Großen und Ganzen ist das schon ziemlich cool, die Kombi aus interaktivem Whiteboard, Beamer und Laptop. Mal sehen, wie das im Unterricht wird.
Abends dann noch eine Stunde Unterricht (mit endlich mal guten Nachrichten: Tatsächlich ist einer meiner ehemaligen Kursteilnehmenden ENDLICH sicher und gesund in Deutschland gelandet, hat hier Visum und Studienplatz und Wohnung und eine Zukunftsperspektive, und dazu hat sein Schwager auch noch eine Gehaltserhöhung bekommen – im medizinischen Bereich eine sehr gute Idee), und mit Nachbereitung und allem war ich um sieben fertig und ging heim.
Dort holte ich erst einmal den Liebsten aus seinem Arbeitszimmer zum gemeinsamen Kochen (eigentlich kochte er, ich stellte die Sachen hin und räumte weg und organisierte ein bisschen drumherum), ein Stir Fry mit Mie und dem größten Teil der Gemüseschublade (einen halben Weißkohl, zwei Karotten, Ingwer, Chili, eine große Zwiebel), dazu Tofu und eine Hoisin-Sauce. Schnelles Essen, sehr lecker. Etwas Doctor und einen Ananasquark zum Nachtisch, und um neun gingen wir schon nach oben: Wir hatten beide Bücher, die wir zu Ende lesen wollten (klappte auch bei beiden). Mein am Sonntag angefangenes und jetzt beendetes Buch nannte sich „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“ – 25 Bullshitsätze und wie wir sie widerlegen von Alexandra Zykunov. Tatsächlich kannte ich alle der dort zusammengetragenen Ungeheuerlichkeiten aus unserer frauenfeindlichen Gesellschaft leider alle schon – trotzdem sinnvoll, das noch einmal so gebündelt zu lesen, zumal man den dort versammelten Bullshit quasi täglich in Politik und Presse zu hören bekommen kann. Natürlich war ich danach dann wieder einmal ziemlich wütend. Quasi der Default-Zustand bei mir seit jetzt schon ziemlich langer Zeit, und das muss vielleicht auch so sein.