Kaum zu glauben, dass es schon Mitte April ist.
Aufgewacht um halb sieben, leichte Kopfschmerzen. Draußen Frost im Garten und ordentlich frisch, wie ich gleich feststellen konnte, als ich mit dem Kater für eine Viertelstunde in den Garten ging (für ihn momentan wieder alles SEHR aufregend). Man merkt aber, dass die Temperaturen tagsüber zumindest etwas höher steigen, das Haus ist nicht mehr so ganz ausgekühlt. Oder vielleicht liegt es auch daran, dass der Liebste vor ein paar Tagen die Heizungsventile entlüftet und gereinigt hat und die Heizungen jetzt wieder richtig warm werden.
Wir waren beide etwas kaputt und wenig willig, außer herumzuhängen viel zu machen. Der Liebste machte uns immerhin Pfannkuchen mit Apfelmus zum Frühstück, das fühlte sich schon noch sehr feiertäglich an, und gleich danach verschwand er in der Küche und machte spontan einen Wiener Apfelkuchen, keine Ahnung warum, vermutlich seinen heftigen Kopfschmerzen geschuldet. Wobei er am Samstag schon Boskop dafür mitgenommen hatte, ganz spontan war es also nicht gewesen. Ich beschwerte mich auf jeden Fall nicht.
Ich beschäftigte mich parallel mit Internet lesen und ein bisschen Blogschreiben, später eine ausführliche Dusche, ich hängte ein bisschen Wäsche ab und startete eine Maschine, und dann verschwand ich für den restlichen Vormittag mit Krimi aufs Sofa. Zum Mittagessen die restliche Mezze. Nachmittags gab es dann natürlich zwei Riesenstücke Apfelkuchen mit Sahne (wir probierten die neue vegane Rama aus – sie war UNFASSBAR mächtig mit 31% Fett, mir war das fast zu viel, die Alpro behagt mir mehr, aber natürlich war sie halt einfach sehr, sehr sahnig und komplett standfest aufschlagbar).
Irgendwann hatte ich vorerst genug gelesen und suchte ein bisschen im Internet nach Vokabeltrainer-Apps. Auf meinem alten Handy hatte ich nämlich eine ganz gute App für Spanisch und Schwedisch gehabt, die ich aber leider nicht mehr finden konnte. Ich las mich ein bisschen über den Hintergrund und das Konzept von Duolingo (…ganz sicher nicht) und Babbel (auch eher nicht) ein und lud mir schließlich nach etwas Gesuche die Memorion-App herunter. Die nächste Stunde beschäftigte ich mich damit, mein Schwedisch-Vokabular aufzufrischen. Ich bin noch nicht so ganz sicher, wie gut ich mit der App zurechtkomme, aber ein paar Features (Wörter vorgelesen, viele Lernspiele) gefallen mir bis jetzt. Bin aber natürlich auch noch im Anfängermodus, wo ich das Vokabular quasi komplett kenne, ich muss erst einmal in ein Level kommen, wo ich wirklich das Vokabular erweitere.
Irgendwann gegen vier ging ich nach oben und räumte die trockene Wäsche weg, und da ich schon dabei war, putzte ich das Waschbecken im Bad ein bisschen, und dann fegte ich auch gleich, weil man den Staub so sah, und irgendwie kam eins zum andern, und am Ende hatte ich auf jeden Fall das komplette obere Stockwerk geputzt. Und der Liebste, der sich hatte anstecken lassen, putzte parallel das Erdgeschoss. Natürlich hängte ich noch die durchgelaufene Wäsche auf und bügelte ein bisschen, und damit war dann plötzlich der Haushalt quasi gemacht, was sehr großartig war.
Währenddessen hörte ich die vorletzte Folge des Amerika, wir müssen reden-Podcasts vom NDR, wo es um die liberale Drogenpolitik in Oregon ging. Ich mag den Podcast eigentlich gern (wobei mich der Amerikanisch-Deutsch-Mischmasch manchmal nervt und ich außerdem denke, Ingo Zamperoni könnte seine Frau ein bisschen mehr zu Wort kommen lassen – ist aber schon besser geworden), aber diese vorletzte Folge war wirklich zum Kopfschütteln. Da Jiffer auf Wahlbeobachtungsreise in Kasachstan unterwegs war, war der ARD-Korrespondent aus Washington zu Gast, der sich das Drogenexperiment in Oregon für eine Reportage einmal angeschaut hatte. Und Jungejunge, war das schlecht, und zwar von beiden, Gast und Host. Es ist so, dass in Orgeon seit 2 Jahren der Versuch läuft, sämtliche Drogen zu entkriminalisieren. Das heißt, dass man zwar nicht dealen darf und der Besitz grundsätzlich illegal ist, aber in geringen Mengen nicht bestraft wird, und wenn, dann nur mit einem Bußgeld (das einem auch erlassen wird, wenn man stattdessen bei einem Entzugsprogramm mitmacht). Die Frage war jetzt, wie sich die Situation verändert hat: Gibt es mehr Abhängige oder weniger? Mehr Kriminalität oder weniger? Mehr soziale Probleme oder weniger? Und die Antwort des Korrespondenten: „Also wir hatten schon den Eindruck, dass man viele Leute so in den Hauseingängen sieht, oder Leute in Igluzelten, Obdachlose…“. (Okay, aber sind das mehr geworden? Und sind es signifikant mehr als in den anderen Städten der USA? Und hängt ihre Obdachlosigkeit mit der Drogensucht zusammen, das ist ja kein zwangsläufiger Zusammenhang? …waren alles Fragen, die der Host hätte stellen müssen, aber nicht stellte.)
Und wie war die Einstellung der Bevölkerung zur Situation? (Frage des Host war „was sagen denn die Leute, wenn da jetzt überall Drogenspritzen und Kanülen herumliegen?“ – Ach echt, liegen die da überall herum? Das wurde vom Gast mit keinem Wort erwähnt, interessant) Antwort des Gastes: „Also Freunde von mir, mit denen ich gesprochen habe, finden es schon doof mit den Obdachlosen“. WTF?? …und was hält die Polizei von der Sache? – „Also Polizisten machen ja normalerweise nicht so gern politische Aussagen, aber die Polizisten, mit denen wir gesprochen haben, waren halt schon die ganze Zeit damit beschäftigt, Strafzettel wegen Drogenbesitz zu verteilen, und kamen zu nichts anderem mehr.“ (…und die Polizisten in den anderen Gegenden der USA haben nichts zu tun, weil es Kriminalität wegen Drogen ja scheinbar nicht gibt oder was?)
Ganz ehrlich: Es ist KEIN Journalismus, einfach fünf Leuten ein Mikrofon unter die Nase zu halten und zu fragen, was sie so denken und fühlen, und das dann damit zu ergänzen, was ich so denke und fühle. Das braucht kein Mensch und im schlechtesten Fall ist es einfach manipulativ. Das Fazit des Podcasts war nämlich, das Experiment in Oregon sei wohl gescheitert oder müsse zumindest deutlich nachgebessert werden, und das obwohl es keine einzige sachliche Begründung für diese Einschätzung gab. Richtig, richtig schlecht.
Ich zog mich stattdessen wieder in mein Buch zurück und las bis halb acht, dann hatte ich den Krimi abgeschlossen. Etwas zu viele Handlungsstränge, etwas zu viele Referenzen auf die ersten Bände, was ich verwirrend fand, aber am Ende wurde es noch einmal sehr spannend. Und mit einem ganz üblen Cliffhanger, ich werde den neunten Band wohl auch kaufen müssen.
Der Liebste machte uns währenddessen eine Portion Nudeln mit Räuchertofu, Sojasahne und Erbsen. Ich machte noch den Wochenplan für die kommende Woche, und dann verzogen wir uns zum Osterabschluss aufs Sofa, mit einer Folge Doctor und einer frühen Bettzeit.