Ab Dienstag also Kairo-Prüfungswoche. Wir führen ja nun schon seit einigen Jahren Sprachprüfungen in Kairo durch und müssten eigentlich routiniert sein, sind wir einerseits auch, aber andererseits ist es einfach sehr, sehr viel jedes Mal, in dieser Runde sogar mit vier Terminen, und es gibt halt auch leider jedes Mal technische Probleme und Gedöns. Und natürlich lange Tage: Ich war jeden Tag um acht im Büro und kam erst relativ spät nach Hause, also diese Woche neben Arbeit wenig anderes. Deshalb Mini-Zusammenfassung mit dem Bemerkenswerten in der Woche:
Dienstag:
An diesem ersten Prüfungstag lief alles erstaunlich glatt. Morgens ein schnelles Müsli daheim, ich kam gut los und war um Viertel vor acht schon da. Und dann war ich also als Backup vormittags im Büro, während der Kairo-Kollege vor Ort die Prüfung abnahm, nachmittags dann die mündlichen Prüfungen remote, da war ich organisatorisch etwas mehr involviert, aber es lief alles gut, die Leute waren pünktlich, keiner versuchte zu bescheißen, alles prima. Ich konnte sogar um eins eine kurze Mittagspause mit den Kolleg:innen machen, das war tatsächlich nett. Und ich hatte nachmittags Zeit, an einer Onlineschulung teilzunehmen, superwichtig (ich musste eine meiner Prüferlizenzen erneuern und hatte dafür eine Deadline).
Weil die Technik mitspielte und der Prüfungsanbieter mittlerweile einige Prozesse (theoretisch) optimiert und digitalisiert hat, war ich erstaunlich früh fertig, um halb sieben machte ich Feierabend. Der Liebste (der sich fast die ganze restliche Arbeitswoche ums Kochen kümmerte) war daheim schon mit einem Pastítsios beschäftigt, danach ein Grießpudding zum Nachtisch. Und sehr früh ins Bett, nachdem ich um kurz nach neun auf dem Sofa eingeschlafen war.
Bemerkenswertes des Tages: Ich war vormittags schnell im Rewe, um etwas Süßkram für die Kolleg:innen zu holen, und dort sah ich im Kühlregal eine ganze Palette Convenience-Fleischgerichte (paniertes Schnitzel, Cordon Bleu, Fischstäbchen, sowas). Total interessant: Die veganen Alternativprodukte waren einfach im genau gleichen Regal mit einsortiert (und nicht wie z.B. im lokalen Edeka an einer völlig anderen Stelle des Supermarkts). Man hat also direkt am Regal die Möglichkeit, sich zu entscheiden, „ach, nehm ich heute doch mal das vegane Schnitzel, Umwelt und so“. Fand ich echt schlau.
Und interessant Nummer zwei: Die veganen Ersatzprodukte waren zwar teurer als die Supermarkt-Billigmarke („Ja“), aber billiger als die Markenprodukte (Frosta, Captain Iglo und so). Zumindest bei den Sachen, die ich sehen konnte, Fischstäbchen, paniertes Schnitzel. Das fand ich mal RICHTIG toll.
Mittwoch:
Natürlich kein Yoga, sehr schade, stattdessen schnelles Müsli daheim, Punkt acht im Büro. Der Tag gestaltete sich etwas stressiger, weil ich erstens zwei Termine hatte (morgens eine Beratung, mittags den verschobenen Unterricht vom Montag), natürlich neben der laufenden Prüfung, für die ich zwar nur Backup war, aber halt parat stehen musste, falls es etwas zu tun gab, und weil es zweitens dann natürlich etwas für die Prüfung zu tun gab. Und zwar waren einmal personenbezogene Daten im Prüfungsprogramm falsch, wir konnten das nicht selbstständig ändern und mussten mit dem Prüfungsanbieter Kontakt aufnehmen. Da dieser leider notorisch schlecht in der Kommunikation ist, gestaltete sich das ausgesprochen schwierig (eine Person keine Antwort – er war im Urlaub und hatte keinen Autoresponder drin, wie wir später erfuhren, sehr professionell – die zweite verwies auf die dritte, es war ein Elend). Nun ja, der Kairo-Kollege und ich bekamen das hin, mit etwas Hin und Her. Das war aber leider nicht alles, denn der zweite stressige Punkt war der, dass sich die Kollegin, die am nächsten Tag prüfen sollte, morgens so halb krank meldete („ich habe leichte Erkältungssymptome, wäre es ok, wenn ich morgen mit Maske prüfe?“). Ich fragte zur Sicherheit mal die anderen Kolleg:innen als eventuellen Ersatz an, aber klar, es konnte keiner. Entweder knallevoll mit Terminen oder selbst angeschlagen oder beides. Am Nachmittag meldete sich die Kollegin dann noch einmal: Sorry, geht doch nicht, auch nicht mit Maske, mittlerweile heftiger Husten und halt krank. Ich sagte also meine Nachmittagstermine für den nächsten Tag ab (was teilweise doof war, aber was will man machen) und plante mich selbst ein.
Den ganzen Tag hatte es durchgehend geregnet und war gar nicht richtig hell geworden, ich ging um Viertel vor sieben im prasselnden Regen unter einem Regenschirm nach Hause und schälte mich erst einmal aus den feuchten Schuhen, Socken, Hose. Der Liebste hatte uns schon einen Wok voller Dan Dan Noodles (mit Sojaschnetzeln und Champignons) gemacht, damit konnte ich mich also mit einer Schüssel dampfendem Essen ins Wohnzimmer vor den Laptop setzen und hatte dort die erste Stunde Theoriekurs für den Sportbootführerschein.
Interessante Erfahrung, wo ich so viele Kurse online unterrichte, mal zu sehen, wie das andere so machen. Man muss ehrlicherweise sagen, dass das natürlich keine Profi-Lehrkräfte sind, sondern ehrenamtliche Vereinsmitglieder vom Segelverein, die den Kurs anbieten. Und man muss auch sagen, dass das Ganze nicht als „Unterricht“ konzipiert ist, sondern eher als „Schulung“, ergo Vortrag: eine Stunde lang geteilter Bildschirm mit 20 Power Point-Folien, die so ein bisschen erläutert wurden, während die Zuhörer alle Bildschirm und Mikro aushatten. Das läuft halt bei uns in den Kursen komplett anders. Aber egal, die Zielsetzung war eine andere, und so konnte ich wenigstens nebenher meine Nudeln essen und auf dem Sofa liegen und dem Liebsten (der von seinem Arbeitszimmer aus am Kurs teilnahm) lustige Threems senden. Unter anderem zu den anderen Kursteilnehmenden, denn auch im Jahr 2023 gibt es noch Leute, die mit den Einstellungen bei Zoom nicht zurechtkommen und nicht verstanden haben, dass, wenn sie nichts hören (=ihr Lautsprecher ist nicht eingestöpselt oder nicht ausgewählt oder was weiß ich), das nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht gehört werden (…denn das läuft über ihr Mikro in der Kamera). Nun ja.
Abends dann (bevor ich ohne weitere Bildschirmzeit mit Buch ins Bett ging) noch ein Anruf von der Tierärztin, die uns den OP-Termin für Magi für den nächsten Morgen absagte (ohne direkten Grund, aber sie klang erkältet, wie gerade so ziemlich jeder zweite). Bisschen doof, weil das Tier angeschaut und behandelt werden muss, aber in der stressigen Woche trotzdem nicht sooo schlimm.
Donnerstag:
Wieder Müsli, ich nahm es mir dieses Mal mit ins Büro. Der Liebste war ziemlich gestresst wegen diverser Terminsachen, die nicht so passten, bastelbezogen und arbeitsbezogen, und überhaupt merkte man bei uns beiden die volle Woche.
Immerhin war der Vormittag bei mir dann ganz erfolgreich in dem Sinn, dass ich meine Erlediliste deutlich reduziert bekam und sogar meine Mailbox sich sichtlich leerte. Eine letzte Kollegin, die gaaaanz eventuell die Prüfung am Nachmittag doch noch hätte übernehmen können, meldete sich am Morgen dann auch noch krank, aber egal, ich hatte mich sowieso schon auf einen bumsvollen Tag eingestellt. Also Orgakram im Schnelldurchlauf am Vormittag, Mini-Essenspause mit restlichen Dan Dan Noodles, während wir den Zoom-Technikcheck machten, und dann prüfte ich also den restlichen Nachmittag.
Schade eigentlich, dass das natürlich alles ein bisschen vertraulich ist, und ich deshalb hier nichts im Detail schreiben kann. Es wäre alles SOOOO spannend, finde ich. Nun ja. Auf jeden Fall war wieder eine Menge an interessanten Leuten dabei, die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen klappte hervorragend, und wir waren pünktlichst um fünf nach fünf fertig. Was auch gut war, denn um halb sechs musste ich dann noch meinen eigenen Kurs unterrichten. Harhar.
Das war dann insgesamt doch etwas viel (irgendwann zwischendrin merkte ich, wie ich vorne am Whiteboard stand und der Raum sich leicht bewegte), aber der Kurs war trotzdem prima. Machte Spaß und alles. Lustigerweise war er als Hybridkurs geplant, es loggte sich aber niemand online ein, sondern alle Leute kamen in Präsenz (zwei waren gar nicht dabei, ich las später ihre Mails, dass sie sich entschuldigt hatten). Da es den ganzen Tag wieder in Strömen geregnet hatte, hatte ich eher mit dem umgekehrten Effekt gerechnet. Aber so war es natürlich auch okay.
Abends dann eine große Portion Soljanka, Herbst-Comfort Food, dazu Feuer im Ofen, Blaulichtquatsch (die erste Folge der neuen Staffel Feuer und Flamme!!) und dann ziemlich zufrieden früh ins Bett.
Freitag:
Letzter Prüfungstag. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag waren in Ägypten die Uhren von Sommer- auf Winterzeit zurückgestellt worden (der Freitag ist ja der „Sonntag“ dort), deshalb hatten wir auf einmal keine Zeitverschiebung mehr. Was ich zwar in meinem ausgedruckten Zeitplan berücksichtigt hatte, aber morgens nicht mehr bedacht. Ich war also um acht im Büro, die Prüfung dort begann aber erst eine Stunde später. War aber egal, es erwarteten mich gleich beim Rechnerstart ein paar wirklich wichtige Informationen, auf die ich gleich reagieren musste (und konnte), und überhaupt brauchte ich die eine Stunde dringend. Nebenher btw Frühstück im Büro, der Liebste und ich hatten am Morgen ein paar Brötchen beim Viertel-Lieblingsbäcker geholt, ich hatte noch einen Aufstrich eingesteckt, und naja, manchmal hat so ein Bürofrühstück ja auch irgendetwas Gemütliches.
Guter Vormittag mit ein paar Beratungsterminen, einer Übergabe an die Kollegin, die mich im Urlaub vertreten sollte, letzten Mails, letztem Orgakrams – ich konnte kaum glauben, dass ich tatsächlich so ziemlich alles doch noch hinkriegte, kurz vor dem Urlaub. Bis sich kurz vor der Mittagspause der Kollege meldete, weil es in Kairo technische Probleme gab. Wäre ja auch zu schön gewesen. Und klar, es war freitagmittags und bei den dementsprechenden Stellen niemand mehr zu erreichen, harhar.
Ich machte mir erst einmal die restliche Soljanka heiß, während der Kairo-Kollege und ich abwechselnd versuchten, irgendjemanden an die Strippe zu bekommen. Am frühen Nachmittag hatte der Kollege dann Glück, kurz bevor der Nachmittagsteil der Prüfung losging, und das technische Problem wurde etwas „unkonventionell“ (und aus meiner Perspektive ehrlich gesagt etwas merkwürdig, aber nun ja – ich muss das nicht verantworten) gelöst.
Den Nachmittag über also Nachbereitung der Donnerstagsprüfung (das hatte ich nicht mehr machen können, weil ich ja selbst geprüft und dann unterrichtet hatte), anschließend Nachbereitung der Freitagsprüfung, die um fünf zu Ende war, ich verabschiedete den Kairo-Kollegen und die Kolleg:innen vor Ort und machte noch den letzten Orgakrams fertig. Und dann bereitete ich noch den Unterricht für nach meinem Urlaub vor, ich wollte nämlich wirklich richtig Urlaub haben und nicht irgendwie am Sonntag schon wieder zwei Stunden an den Schreibtisch oder so. Praktischerweise fiel abends auch der Yogakurs aus, also konnte ich das einfach komplett abhaken. Um sieben war ich fertig, wenig überraschend die Allerletzte im Büro, machte also meinen Autoresponder an, das Licht aus und ging heim in den Urlaub. Hihi.
Der Liebste war schon daheim, fühlte sich aber gar nicht gut (er hatte zwei doofe Tage im Büro gehabt und jetzt ziemlich Migräne und Mäh), also übernahm ich das Kochen, Penne mit einer schnellen Arrabiata-Sauce mit gewürfelten Zucchini und Kichererbsen.
Und dann Blaulichtporno auf DMAX und dazu einen Absacker oder auch zwei, einmal irisch, einmal schottisch (der Liebste verzichtete, Migräne und so). Wir waren beide ziemlich aus der Woche herausgehinkt und hatten noch nicht so ein wirkliches Urlaubsgefühl. Aber das würde schon noch kommen, jetzt erst einmal am wichtigsten: Es sah so aus, als ob die Viren-Einschläge an uns vorbeigegangen wären. Und da waren wir wirklich SEHR froh.