Ein Konzert, Samstag 2.7.2022

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Um sechs wachte ich das erste Mal auf und schlappte ins Bad, was der Kater als Signal auffasste, laut lärmend ins Schlafzimmer zu kommen. Der Liebste stand schließlich auf und fütterte ihn, ich legte mich noch einmal für eine Stunde hin. Um sieben dann eine erste Tasse Tee und ein paar Threems mit durchwachsenen Familiennachrichten (das könnte auch irgendwann einmal aufhören). Schließlich ging ich in die Küche und suchte die Fremdkörper aus ungefähr einem halben Glas Hafer, der Liebste machte uns dann Porridge zum Frühstück. Dann ein ruhiger Morgen mit Tee und Laptop und Zeitung.

Gegen halb elf gingen wir duschen, ich startete eine Maschine Wäsche, dann gingen wir zum Einkaufen. Die Sonne schien und es war schon ordentlich warm. Im Alnatura luden wir den Wagen voll, ich hatte aber das Gefühl, dass es nicht so furchtbar viel war. Der übliche Wochenendeinkauf halt, vielleicht mit etwas mehr Gemüse. Deshalb war ich am Ende doch überrascht, wie viel wir bezahlten, ohne dass mir im Laden irgendetwas als besonders teuer aufgefallen wäre. Der Liebste fand es relativ normal, vielleicht stimmt meine Wahrnehmung also auch nicht. Im Übrigen bekamen wir noch Erdbeeren, jetzt vermutlich die aller-allerletzten der Saison. Vielleicht lag es an denen.

(Und eine kleine Nebenbemerkung, die mir dabei auffiel: Früher wäre es für mich völlig selbstverständlich gewesen, dass ich nicht nur immer automatisch meinen Kontostand wusste, sondern auch eine Art „Warenkorb“ an typischen Produkten und ihren Preisen im Kopf hatte, also jederzeit sagen konnte, was z.B. ein Kilo Äpfel normalerweise kostet. Im Laden Preise anschauen und automatisch zusammenrechnen, ob das jetzt gerade geht oder nicht, war die meiste Zeit meines (erwachsenen) Lebens völlig normal und änderte sich erst allmählich, als ich von der Freiberuflichkeit in die Vollzeit-Festanstellung wechselte und so ganz richtig erst, als ich mit dem Liebsten zusammenzog und wir die Kosten teilten. Heutzutage habe ich das nicht mehr so im Kopf und ich wüsste nicht, ob ich einen Preisanstieg um 20% bei einzelnen Produktgruppen überhaupt so richtig im Laden bemerken würde. Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, ich glaube nicht. Es fühlt sich irgendwie so dekadent an.)

Nach dem Einkaufen machte der Liebste uns das Mittagessen, während ich die Einkäufe wegräumte. Wir hatten vom Neffenbesuch vor zwei Wochen noch Burgerbrötchen und Beyond Meat-Patties eingefroren, die wir verbrauchen wollten. Deshalb gab es zu Mittag Burger, der Liebste briet die Patties an und steckte die Brötchen in den Ofen, dann rührten wir uns eine Sandwichcreme an und hatten mit Salatblatt und Tomate alles fertig. Ich bin ja nicht so ein Burgerfan und war auch jetzt nicht so begeistert (es stinkt alles nach dem Bratfett und überall tropft die Soße rum und man saut sich ein und überhaupt, Brot zum Mittag), aber es war schon okay und da der Liebste zusätzlich zu den zwei Patties noch ein paar Tofuwürstchen anbriet, wurden wir auf jeden Fall satt.

Nach dem Essen machte ich ein bisschen Wäsche. Es war ordentlich heiß geworden, ich hängte zwei Maschinen auf der Dachterrasse auf und bügelte, dazu Lage-Podcast, der sich beinahe monothematisch um Klima und Energie drehte. Ach schau, es geht auch monothematisch nicht-Ukraine und trotzdem regt man sich permanent auf. Wobei die gute Nachricht war, dass Deutschland jetzt in der EU dem Verbrenner-Aus zugestimmt hat, mit einem Kompromiss zu E-Fuels, der die FDP besänftigt hat. Vermutlich muss man ihnen einfach einen Knochen zuwerfen, auf dem sie dann ein bisschen herumkauen können, während man ein paar Entscheidungen trifft.
Außerdem, EEG-Umlage und Energiepreise und so: Dass wir vor einiger Zeit zu Greenpeace Energy gewechselt sind (seit neuestem Green Planet Energy) und dort einen einigermaßen preisstabilen Tarif gewählt haben, war eine gute Entscheidung. Nicht zuletzt, weil wir uns mit dem Thema jetzt relativ wenig beschäftigen müssen, ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich im Liegestuhl: Im Schatten war es draußen ganz wunderbar, ich startete einen neuen Krimi und legte mich aufs Schattendeck in den Garten. Der Kater schaute gelegentlich vorbei, die Temperatur war super, alles sehr schön. Am Donnerstag hatte ich mein letztes Buch ausgelesen (eine Frage der Chemie von Bonnie Garmus, hatte mich nicht soooo vom Hocker gerissen, um ehrlich zu sein), und ich hatte Lust auf einen richtig schönen, in einem Rutsch durchlesbaren Krimi, das passte einfach alles gut zusammen.

Gegen halb sechs ging ich wieder rein, fütterte den Kater, machte mir einen Tee und schrieb ein bisschen Blog vom Freitag. Dann kochen, eine Art griechischer Nudelsalat mit Orzo, Paprika, Tomate, Gurke, Oliven und Kichererbsen. Feto hätte gut reingepasst, ich ließ ihn aber weg, damit es nicht zu viel wurde. Irgendwie zog sich das Kochen länger als gedacht, am Ende aßen wir erst um kurz nach sieben, zogen uns dann schnell um und hektikten aus dem Haus: Wir hatten nämlich Konzertkarten für den Abend. Da waren wir dann schon eine halbe Stunde später dran als geplant, aber da uns auf halber Strecke ein Bus einholte, mit dem wir den Rest des Weges fahren konnten, kamen wir am Ende gerade richtig um kurz vor acht an.

Konzert. Die Karten dafür hatte ich letztes Jahr im Oktober schon gekauft, als ich noch der naiven Meinung war, bis zum Winter sind fast alle in Deutschland geimpft (lol) und wir haben das im Griff und die Pandemie verläuft sich und so. Im November wurde dann recht schnell klar, das wird nichts mit dem Konzert, der Veranstalter verschob erst einmal auf Ende Februar und schließlich auf Anfang Juli. Eigentlich eine schlaue Idee, so mit Sommer und niedrigen Zahlen und so, nur dass die Zahlen halt überhaupt nicht niedrig sind und um mich herum reihenweise die Leute krank werden. Wir waren sehr hin- und hergerissen, ob wir gehen sollten, am Ende sprachen wir aber einfach gar nicht mehr so richtig drüber, sondern gingen einfach los.
Sehr schönes Konzert, ich war froh, dass wir gegangen waren. Bei der Band Sonic Love sind wir seit Jahren auf Konzerten (sie sind ein bisschen eine regionale Größe hier, Bassist und Drummer haben gemeinsam eine Musikschule im Ort mit Jazz-Rock-Ausrichtung), und jetzt hatte es zwei Jahre lang keine Auftritte gegeben. So ein bisschen merkte man das der Band auch an, der Sänger wirkte ein klein wenig eingerostet, die Fitness war nicht so ganz da, die Einsätze passten teilweise nicht so… aber das war marginal, in erster Linie hatten alle total Spaß. Wir auch, auch wenn der nagende Gedanke im Hinterkopf und das latent schlechte Gewissen nicht zu verleugnen waren. Maske trug niemand, bei einem Rockkonzert kein Wunder, die Halle war allerdings ziemlich leer (selten so viel Platz zum Tanzen gehabt wie da) und es lief eine ordentliche Lüftungsanlage, wir wurden ständig von einer leichten Brise frischer Luft angeströmt (sehr angenehm). Mal sehen, ob das an Vorsichtsmaßnahmen genug war. Wenn jetzt einer von uns wieder krank werden würde, wäre das im Nachhinein natürlich schon sehr, sehr blöd. Trotzdem war ich froh, dass wir gegangen waren. Auch wenn, zusätzlich zu Infektionsgefahr und Gedöns, mir meine linke Achillessehne deutlich zu verstehen gab, dass mit Wanderung Freitag und Tanzen Samstag der Bogen etwas überspannt war, und beim Liebsten sich zu allem Überfluss auch noch der Ischias meldete. Um Mitternacht hinkten wir alten Leute also nach Hause, mit kaputten Füßen und rauschenden Ohren, aber ziemlich froh.