Dreizehnstundentag – Donnerstag 17.8.2023

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Durchgeschlafen. SO gut. Am Morgen erst einmal eine kleine Küchenaktion, weil ich nicht nur den Herd vom gestrigen Seitanchicken-Braten putzen musste (der Liebste hatte das Gröbste schon gemacht, aber dieses Fett spritzt doch erstaunlich weit), sondern auch noch Brötchen aufbacken und Geschirr wegräumen und nebenher noch einen hungrigen Kater füttern. Der Besuchskater saß währenddessen auf der Terrasse und schaute durch die Katzenklappe (durch die er nicht kann) nach innen wie so ein hungriges Bettlerkind, das durch die erleuchteten Restaurantfenster schaut. Ich überließ es dem Liebsten, mich mit dieser emotionalen Stolperfalle zu beschäftigen. (Er fütterte ein kleines bisschen Trockenfutter. Wir müssen wirklich herausfinden, woher dieses Tier stammt.)
Mein eigenes Essen nahm ich an diesem Tag komplett mit: Nicht nur dass ich das Mittag- und Abendessen einpackte, das Frühstück holte der Liebste für mich vom Viertel-Lieblingsbäcker und brachte es mir vorbei, weil ich mal wieder sehr knapp dran war und es gerade so pünktlich auf acht ins Büro schaffte.

Der Tag war ausgesprochen lang und ziemlich durchgetaktet, aber ich hatte einiges an Unterstützung durch Kolleg:innen, es funktionierte also ganz gut. Morgens musste ich erst einmal einen Kursteilnehmer versorgen, der schon vor der Tür wartete (irgendwie war er relativ spontan von seinem Arbeitgeber bei uns vorbeigeschickt worden, um an einem Kurs teilzunehmen, ich hatte nur die Hälfte der Informationen, alles etwas improvisiert), dann die restlichen Kleinigkeiten für die Prüfung erledigen und schließlich mit der Kollegin sprechen, die für den Vormittag die Prüfungsaufsicht übernahm. Und dann konnte ich den restlichen Vormittag an den Schreibtisch und Orgakram erledigen, ein bisschen korrigieren, Unterricht vorbereiten und so etwas. Nebenher ein paar Vollkornbrötchen und ein Kaffee.

Mittagspause um halb eins mit restlichem Gemüsecurry, dann alles für die mündliche Prüfung richten, die um halb zwei startete, und danach eine Stunde Meeting mit einer Kollegin. Das Thema waren hybride Kurse – ich werde demnächst meine ersten Erfahrungen mit hybridem Unterrichten machen, und das ist halt schon noch einmal eine ziemliche Umstellung. Vor einem Monat hatte ich schon einmal hospitiert und mir alles angeschaut, jetzt sprach ich mit der Kollegin (die mit mir gemeinsam den Kurs machen wird) die technischen und inhaltlichen Details durch. Mal sehen.
Restlicher Nachmittag Orgakrams, dann Prüfungsnachbereitung – es war alles gut gelaufen und ich war mit der Nachbereitung tatsächlich um kurz nach fünf fertig.
Und konnte noch zu Abend essen, zwei aufgebackene Dinkelbrötchen mit gebratenem Seitanchicken. Was sich ehrlich gesagt leider deutlich leckerer anhörte, als es im Endeffekt war: Die Chickenfilets irgendwie mit einer komischen Konsistenz und die Brötchen sehr trocken. Ich wurde schon gut satt, aber ein ausgesprochener Genuss war es jetzt eher nicht.

Nun ja. Ab halb sechs auf jeden Fall Abendkurs, und da ich das zweite Mal diese Woche eine Kollegin in ihrem Kurs vertrat, hatte ich einen Doppeldecker an zwei aufeinanderfolgenden Kursen, zuerst „meinen“ Kurs von halb sechs bis sieben, dann den Vertretungskurs von Viertel nach sieben bis Viertel vor neun. Nicht so ganz meine besten Arbeitszeiten, aber beide Kurse sind super, mit tollen Leuten und einer netten Atmosphäre. Ich hatte wirklich einen netten Arbeitsabend.
Gegen sechs verabschiedete sich die letzte Kollegin vor Ort und ich war allein im Gebäude. Dachte ich zumindest, denn um halb sieben wurde plötzlich draußen herumgeräumt und die Putzfrau winkte mir durch die Türscheibe fröhlich zu, und als ich mir zehn Minuten später einen Tee holen ging, sah ich, dass sie ihre halbe Familie mitgebracht hatte, eine Gruppe Leute saß im Foyer und antwortete auf meine Frage ebenfalls sehr fröhlich „wir Putzfrau!“. Alles klar.
Danach dann Ruhe bis kurz nach acht, draußen wurde es langsam dunkel, ich hatte das Licht im Büro an, ansonsten alles aus, die Bürotür angelehnt, und war dementsprechend sehr überrascht, als während des Zoom-Meetings plötzlich ein junger Hund ins Büro tappste und mir seine nasse Nase in die Handfläche drückte: Der Chef schaute mit dem BABYHUND schnell im Büro vorbei und war ebenfalls etwas überrascht, dass da noch jemand war im ansonsten dunklen Gebäude.
Nun ja, und als ich um zehn nach neun (jetzt endgültig allein) zusammenpackte und alles zumachte,  sah ich im Hof vor der Tür jemanden mit einer Taschenlampe herumleuchten und die Fenster anstrahlen: Da stand eine Polizeistreife und machte der Tatsache alle Ehre, dass unser Bürogebäude in der Nähe des Bahnhofs und damit leider ein bisschen an einem Drogenbrennpunkt ist. Bis ich rauskam und mein Fahrrad aufschloss, waren sie allerdings schon im Haus verschwunden, offensichtlich hatte sie einer von den Bewohnern der oberen Stockwerke gerufen.

Daheim war ich dann nach diesem langen Tag ausgesprochen überdreht, und da der Liebste auch noch wach war, sahen wir zum Runterkommen noch zwei Folgen lang den hilflosen Bäckern zu. Was eigentlich so kurz vor dem Schlafengehen keine sooo gute Idee war: Die Abschlussmusik ist relativ schnell und hektisch, und als wir um elf hochgingen, spielte sie permanent in meinem Kopf weiter. Dazu war es ziemlich warm (tagsüber hatte es draußen wohl ordentlich aufgeheizt, hatte ich mir sagen lassen, ich war ja nicht draußen gewesen), und dementsprechend war das mit dem Schlafen so eine Sache. Obwohl der Liebste vor Hitze und zappelnder Mitschläferin ins untere Zimmer geflohen war, ansonsten wäre das in der Nacht wohl nicht gut gegangen: Sommer: nicht unsere liebste Jahreszeit.