Recht gute Nacht. Das heißt durchgeschlafen, obwohl der Liebste wieder oben im Schlafzimmer war, nichts Doofes geträumt, um halb sieben relativ ausgeschlafen aufgewacht, mehr oder weniger schmerzfrei. Eher weniger, als ich dann runter ging und mir einen Tee machte, ich merkte meinen Rücken doch ziemlich. Aber davon mal abgesehen… Außerdem wartete das Wochenende, ich war also einigermaßen positiv gestimmt. Ausführliche Zeitung, viel Tee, dann zum Frühstück ein Peanut Butter Porridge (ohne Banane, mit Nüssen und Kakao). Sehr gut.
Ab zehn ging der Liebste in sein Arbeitszimmer und startete den Rechner: An diesem Samstag fand eine Online-Konferenz statt, an der er als einer der Vortragenden teilnehmen musste. Die Konferenz war in mehrere Themengruppen aufgeteilt und er musste nur bei seiner Gruppe anwesend sein, allerdings gab es einen ziemlichen Zeitverzug, um elf war er dann schließlich mit seinem Impulsvortrag dran (zehn Minuten). Den Vortrag hatte er vorher auf Video aufgezeichnet, damit er parallel über den Chat Fragen beantworten konnte (das machten wohl ungefähr die Hälfte aller Vortragenden so). Ich war ein bisschen stellvertretend aufgeregt und schlich mich an seine Arbeitszimmertür, als es losging – interessanterweise war durch die Aufzeichnung und die geschlossene Tür seine Stimme so verfremdet, dass ich sie quasi nicht erkannte. Auf jeden Fall lief es gut und er konnte sich bald wieder dem Wochenende widmen.
Schnelle Dusche, dann gingen wir zum Alnatura. Ich hatte dieses Mal einen etwas größeren Einkauf geplant, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen, und damit war ich offensichtlich nicht allein: Es war knallevoll, so voll wie schon lang nicht mehr. Keine Ahnung, ob wir zu einer ungünstigen Zeit gekommen waren oder die Leute das Kriegsszenario in die Läden treibt, ich vermute letzteres. Die Regale waren aber alle noch gut gefüllt, es war nichts geplündert wie während der ersten Coronawelle. Noch schnell zum dm für etwas Nasensalz (dort war es im Gegenzug erstaunlicherweise recht leer), dann wieder heim und gleich Mittagessen, wir waren ziemlich hungrig. Zweite Hälfte Kartoffelsalat, lecker, danach Espresso, dann ein Sojaquark mit Ananas als Nachtisch.
Wir machten eine kurze Sofapause, in der ich mir ENDLICH wieder ein neues Papierbuch nahm (wenn man Blogs und Zeitschriften und Artikel und so rechnet, dann lese ich ja jeden Tag recht viel, aber trotzdem, Bücher). Um halb drei gingen wir aus dem Haus (draußen kalt und strahlender Sonnenschein, mir ging die Sonne aber eher etwas auf die Nerven). Im Stadtmuseum gibt es seit einigen Monaten eine Ausstellung zum Thema Queeres Stadtleben, und diese Ausstellung sollte laut Infoflyer in einer Woche enden. Natürlich hatte ich es mir seit Monaten vorgenommen hinzugehen, und natürlich hatte ich es, Urlaub hin oder her, seit Monaten nicht hingekriegt. Das war also mein Plan für das Wochenende (wenn wir die Ausstellung verpasst hätten, hätte ich mich so sehr geärgert).
Im Museum angekommen sahen wir, dass die Ausstellung bis Mitte Juli verlängert worden war (vermutlich damit die Begleitveranstaltungen stattfinden können, die mussten während der letzten Monate ja ausfallen). Aber egal, wir waren da und schauten uns die Ausstellung an. Im Übrigen eine ganze Menge Leute, nicht so, dass es unangenehm gewesen wäre, aber das Museum war gut besucht.
Die Ausstellung selbst war sehr liebevoll gemacht und mit einigen wirklich interessanten Stücken. Vom historischen Hintergrund her gab es zwar nichts wirklich ganz Neues, aber die Details kannte ich so nicht. Es ist immer etwas Anderes, historische Gegebenheiten (z.B. Strafverfolgungen nach §175) an Einzelschicksale verknüpft zu sehen. (Die Historikerin in mir krümmt sich ein wenig, der literaturwissenschaftliche Background ist mit der Aussage ganz zufrieden.)
Gegen fünf gingen wir wieder heim, beide ziemlich durstig und auch mit einem ziemlichen Loch im Bauch. Ich schickte den Liebsten aufs Sofa und verzog mich in die Küche: Erst räumte ich die restlichen Einkäufe weg und machte ein bisschen sauber, dann kochen: Ein Dhal aus gelben Linsen mit Reis, ich machte noch die restlichen, schon etwas schlappen Grünkohlblätter dazu. Ganz okay, aber irgendwie ein bisschen lendenlahm (es war ein Rezept ohne Kokosmilch, kein Wunder), es wurde erst okay, als ich mit Knoblauch und Cayennepfeffer nachhalf. Dazu das Coronavirus-Update, in der Christian Drosten ankündigt, dass er in vier Wochen das letzte Mal dabei sein wird (und der Podcast dann auch voraussichtlich enden wird, von gelegentlichen Sonderfolgen mal abgesehen). Der Schritt ist logisch, wissenschaftlich ist alles gesagt, auch Omicron wurde schon ausführlich behandelt. Trotzdem fühlt es sich komisch an.
Danach dann noch ein neuer Podcast: Streitkräfte und Strategien, ebenfalls vom NDR. Mal sehen, wie ich mich damit anfreunde – zunächst hörte ich die letzte „normale“ Folge an, vom 24.2., als der Überfall auf die Ukraine noch als „Eskalation im Konflikt“ bezeichnet wurde. Der Podcast ist jetzt vom vierzehntägigen Rhythmus auf tägliche kurze Updates übergegangen, mal sehen, ob er beim Einsortieren der Lage helfen kann.
Um halb sieben konnten wir essen, sehr früh für uns, aber wir hätten nicht länger warten wollen. Zum Essen ein paar YouTube-Kochvideos, und dann wechselte der Liebste zu irgendeiner Wikingerserie auf Netflix, während ich mir das Telefon holte und bei einem meiner Brüder anrief. Der ist seit mittlerweile fast drei Wochen quasi bettlägerig mit einem Bandscheibenvorfall und schwersten Rückenschmerzen. Momentan versucht man es noch über Spritzen in den Griff zu bekommen, wenn das nichts wird, dann steht eine OP im Raum. Ziemlich doof.
Er war auf jeden Fall von seinem Rücken und der Bewegungslosigkeit und allem reichlich angenervt (eigentlich ist er ein ziemlich aktiver und interessierter und extrovertierter Typ). Die Untätigkeit füllte er mit extrem viel Lesen, sämtliche Tageszeitungen und Nachrichten und Berichte, was ja nun auch nicht gerade dazu beiträgt, die Laune zu heben. Wir unterhielten uns eine Stunde lang über diverse familiäre und großpolitische Baustellen und waren mehr oder weniger überall einer Meinung, was ja auch keine Selbstverständlichkeit ist.
Danach mal keine Nachrichten, stattdessen schauten wir den ersten der beiden Sherlock Holmes-Filme mit Robert Downey Jr. und Jude Law. Den Film hatte ich natürlich schon mehrfach gesehen, ist aber immer wieder nett (und die Filmmusik!). Ich war ziemlich überrascht zu sehen, dass der Film von 2009 ist, ich hätte ihn in meine Studierendenzeit (also älter) verortet. Dabei fiel mir ein, dass ich die Freundin, mit der ich damals für diesen Film im Kino war, auch schon ewig lang nicht mehr gesprochen hatte. Puh. Kontakt halten ist anstrengend, aber die Alternative ist halt auch nicht gut.