Nick Hornby: Just Like You

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Ich war ja schon etwas ambivalent, als ich die erste Kurzbeschreibung von Nick Hornbys neuestem Roman las (blablabla, ungleiches Paar, blablabla, eine erste Aufarbeitung des Brexit, blablabla, Klassenunterschiede und Persönlichkeiten blabla). Aber ich muss sagen: Nick Hornby hat da ein wirklich lesenswertes Buch geschrieben, sehr aktuell (sehr aktuell) und trotzdem in der Thematik ausgesprochen universell, fast zeitlos. Das soll ihm erst einmal einer nachmachen. Die Story klingt tatsächlich ein bisschen nach …puh, nein danke: Frau mittleren Alters verliebt sich in jungen Mann aus der Unterschicht. Trotz aller Unterschiede und Widerstände finden sie zusammen. Nicht gerade Hochzeitsglocken, aber halt schon ein bisschen Happy End, im weitesten Sinn. Aber diese Kurzfassung wird dem Buch tatsächlich nicht gerecht. Es ist eigentlich fast eine Frechheit, wie viele Klischees Hornby hier aufeinanderprallen lässt: Lucy ist Anfang vierzig, Joseph zweiundzwanzig. Lucy weiß, Joseph schwarz. Lucy hat Literatur studiert und arbeitet als Lehrerin, Joseph hat sein Studium nach wenigen Wochen abgebrochen und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch (er arbeitet als Aushilfe bei einer schicken Metzgerei in Camden, deren Fleischpreise er absurd findet, sie ist dort Kundin). Lucy ist Teil der linksliberalen, aufgeklärten, bildungsbürgerlichen Mittelschicht, Joseph kommt aus Tottenham und hat von Shakespeare keine Ahnung (kennt dafür…

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YouTube-Abos, Version Mai 2021

Ich bin die Tage mal durch meine YouTube-Abos durchgegangen und habe ein bisschen darüber nachgedacht, was ich so ansehe und was ich eigentlich nur als Karteileiche abonniert habe. Solche Vorlieben ändern sich ja gern über die Monate. Hier kommt eine kleine Kollektion meiner gern geschauten YouTube-Abos, nach Kategorien sortiert: Musik:Hm. Eigentlich benutze ich Spotify für Musik, aber auf YouTube höre ich regelmäßig: Nathan Evans: Das Wellerman-Gedöns war letztes Jahr natürlich ganz lustig, aber mal ehrlich, schon ein ziemlicher Ohrwurm. Nur dass Nathan Evans halt eine Stimme hat, die Eis zum Schmelzen bringt, und außerdem Klavier und Gitarre dazu spielt, und ein wirkliches Händchen dafür hat, wunderschöne Covers von wunderschönen Hits zu posten und dann schreibt er auch noch selbst Songs, und wenn er redet, dann auf Schottisch, und… hach. Mariama: Was für eine tolle Singer-Songwriterin. Und was für eine tolle Ausstrahlung. Zaz: Gleich, nur auf Französisch. Bukahara: Ebenfalls tolle Songs, und die Atmosphäre bei den Live-Videos ist Wahnsinn. Sonic Love: Haha, eher ein Nostalgie-Faktor. Zu Sonic Love gehen der Liebste und ich ziemlich regelmäßig seit einigen Jahren zum Weihnachtskonzert (davor immer zu Grachmusikoff, die aber ja leider nicht mehr auftreten). Die Videos decken die Live-Atmosphäre natürlich nicht ab, aber…

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Die Zensur-Keule und die Nazi-Keule

Neulich bei Facebook auf der Postillon-Seite: Ein Kommentarschreiber wurde ausfällig und daraufhin vom Postillon für Kommentare gesperrt. Die empörte Reaktion (per Mail an den Postillon): „irgendein dummer Mensch hat grade mich und andere auf eurer FB-Seite blockiert, weil euch unsere MEINUNG nicht paßt. Das nennt man Faschismus. Bereitet euch auf rechtliche Konsequenzen vor. Der Postillon in seiner jetzigen Form ist Geschichte.“ Der Postillon veröffentlicht regelmäßig Feedback auf seine Satire-Artikel, von Menschen, die die Satire nicht verstanden haben, die den Witz nicht lustig fanden („das soll Satire sein? Ihr solltet euch schämen!“) oder auch versuchen zu erklären, warum der Witz so kein witziger Witz ist und wie der Postillon den Witz hätte schreiben sollen, damit er als witziger Witz auch funktioniert, also witzig wird. Oder so.Ab und zu kann sich jemand sprachlich nicht benehmen, und dann wird er blockiert, weil der Postillon auf seiner eigenen Seite das Recht hat zu entscheiden, welche Kommentare er zulassen will und welche nicht. Dass jemand das nicht kapieren möchte und mit „rechtlichen Konsequenzen“ droht, ist dann schon amüsant. Situationen dieser Art gibt es tausendfach nicht nur bei Satireseiten, sondern überall dort, wo in sozialen Netzwerken diskutiert wird; in sämtlichen Kommentarseiten der etablierten Medien findet…

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Vom Krankwerden.

Im Mai 2017 starb mit 73 Jahren meine Mutter. Sie hatte schon seit einigen Jahren unter einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen gelitten. Neben Rückenschmerzen, Rheuma und Arthritis waren das Migräne, Asthma, Depressionen, Typ-2-Diabetes und hoher Blutdruck. Gegen die diversen Schmerzen und Beschwerden nahm sie einen ganzen Cocktail an Medikamenten ein, am Ende täglich ca. zwölf verschiedene Präparate. Im Mai wurde bei ihr eine Aortendissektion vom A-Typ diagnostiziert und sie wurde als Notfall ins Klinikum eingeliefert. Der ganze Vorgang war dramatisch: Eine Aortendissektion macht sich durch starke Schmerzen im Brustraum bemerkbar, die Diagnose muss unter hohem Zeitdruck erfolgen, da die Sterblichkeit direkt nach Auftreten sehr hoch ist. Da das kleine Kreiskrankenhaus zwar die Diagnose stellen konnte, aber keine Möglichkeit für komplexe Herzoperationen hatte, musste sie ins nächstgelegene Uniklinikum verlegt werden. Dort wurde sie sofort als Notfall operiert. In einem aufwendigen operativen Verfahren wurde ihr eine Gefäßprothese eingesetzt und sie stabilisiert. Auf der Intensivstation war sie die ersten Tage nach der Operation nicht ansprechbar, begann dann aber langsam auf Impulse von außen zu reagieren. Sie schlief sehr viel und bekam starke Schmerzmittel. Dass sie in ihrem Alter einige Zeit brauchen würde, um sich von dem schweren Eingriff zu erholen, war…

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Vom Schreiben und Schweigen

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Aussagen, die ich in den letzten Jahren am Fließband gehört oder gelesen habe:„ Unsere Welt brennt an allen Ecken und Enden.“„Dieser Tonfall, diese Aggressivität – was ist nur los mit den Leuten?“„Jeder ist am Limit, keiner hat mehr Zeit, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen…“„Jeden Tag eine neue Katastrophe, man hat keine Lust mehr, auch nur eine Zeitung aufzuschlagen.“„Man müsste wirklich was machen.“ (Seit dem Aufkommen der AfD noch in der verstärkten Form: „Nur wählen gehen langt nicht! Man muss aufstehen! Endlich was tun!!“) Dazu kommen mir einige Repliken in den Sinn, Fragen vielmehr: Tun? Ja, auf jeden Fall. Was? Wo? Wie? Das Gefühl von Kleinheit und Hilflosigkeit scheint manchmal übermächtig, wenn man sich alleine fühlt auf weiter Flur mit seinen Meinungen, oder wenn man zwar Gleichgesinnte trifft, die aber genau wie man selbst in einem ständigen privaten Mehrfrontenkrieg aus Karriere, Familie, Work-Life-Balance stecken – was dann tun?Rückzug ins Private? Kann man machen. Zeitung abbestellen. Sich nicht mehr aufregen. Blumen im Garten pflanzen. Kaffee trinken. Die Nachbarn grüßen, den Kater streicheln, in der Arbeit das Tagespensum erledigen, die restliche Welt Welt sein lassen. Nur dass es das Private nicht mehr gibt. Vielleicht nie gegeben hat. Die Welt, die…

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